Verein plädiert für “Housing First” in der Repsoldstraße 27

Der Einwohner*innenverein St. Georg hat sich für ein „Housing First“-Projekt im Gebäude Repsoldstraße 27 nahe der Drogenberatungsstelle „Drob Inn“ ausgesprochen. Eine „massive Konzentration unterschiedlicher Hilfsangebote“ in dem Komplex hält er dagegen laut Mitteilung von Donnerstag „für sozialpolitisch riskant“. Die Sozialbehörde hatte Ende April den Kauf der Immobilie durch das städtische Unternehmen Fördern & Wohnen (F&W) vermeldet. Demnach sollen darin zusätzliche Beratungs- und Schutzangebote inklusive Schlafplätze für suchtkranke bzw. obdachlose Menschen und auch ein abgetrennter Bereich für schutzbedürftige Frauen in prekären Lebenslagen entstehen.

Der Einwohner*innenverein hält zusätzliche Notschlafplätze „für sehr sinnvoll“. Die Dimension der Immobilie beinhalte indes „erhebliche Gefahren“. Die geplanten unterschiedlichen Angebote führten „unweigerlich zu Konflikten“. Zudem könnten immer mehr an den gesellschaftlichen Rand gedrängte Gruppen nach St. Georg gezogen werden. Statt Hilfsangebote zu dezentralisieren, bestehe die Gefahr, dass Einrichtungen in entfernter gelegenen Stadtteilen geschlossen werden. Auch die Wohnstandorte St. Georg und Münzviertel sieht der Verein in Gefahr.

Statt eine „Mega-Einrichtung mit einer stark erweiterten Angebotspalette und der Ansprache einer etwaig erweiterten Klientel“ zu planen, sollte Hamburg „endlich einen spürbaren Schritt zur Verringerung der Obdachlosigkeit (…) unternehmen“. Der Vorschlag des Vereins: Mindestens die Hälfte der Gebäudefläche sollte zu kleinen Wohneinheiten umgestaltet werden, um so „Menschen in eine stabilisierende Situation zu bringen und damit für sie eine dauerhafte Perspektive zu schaffen – jenseits des Elends auf den Straßen“. Notwendig sei zudem eine Begleitung dieser Menschen in einer solchen neuen Lebensphase.

Im Übrigen sollte der Senat seine Verdrängungsstrategie am Hauptbahnhof beenden, forderte der Verein. Nichts spreche beispielsweise gegen die Ausgabe von Lebensmitteln am sogenannten „Gabenzaun“ auf dem Hachmannplatz. Dies habe „jahrelang im Interesse der Betroffenen geklappt“. Die Privatisierung von Flächen auf dem Hachmannplatz, die verstärkte Bestreifung, das Bettel- und das Alkoholverbot auf dem Hauptbahnhof hätten für die Betroffenen lediglich zur Folge, dass sie ihren Bedürfnissen an anderer Stelle nachgehen und in die Wohnstraßen, Hinterhöfe und Plätze St. Georgs umziehen würden.

In Hamburg läuft seit 2022 ein auf zunächst drei Jahre angelegtes „Housing First“-Modellprojekt. Damit sollen gezielt Menschen erreicht werden, die seit langer Zeit ohne Wohnung sind und denen aufgrund ihrer unterschiedlichen Probleme bislang kein Wohnraum vermittelt werden konnte. In ihrer neuen Wohnung sollen sie sich zunächst erholen und dann in die Lage versetzt werden, Unterstützungsleistungen anzunehmen. Begleitende Angebote sollen helfen, dass sie ihren Alltag mittelfristig selbst strukturieren und möglicherweise auch eine Arbeit aufnehmen. Der Trägerverbund aus Diakonie Hamburg, Benno und Inge Behrens-Stiftung sowie dem evangelischem Kirchenkreis Hamburg-Ost hatte im November 2023 – gut ein Jahr nach Projektstart – eine positive Zwischenbilanz gezogen.