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Verband: Berufsbildungswerke ermöglichen selbstbestimmtes Leben

Die bundesweit 51 Berufsbildungswerke leisten laut dem Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) einen wichtigen Beitrag zum selbstbestimmten Leben von Menschen mit Behinderung. „Sie eröffnen seit 50 Jahren echte Chancen auf Teilhabe und Selbstbestimmung“, sagte Tobias Schmidt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Werke bildeten jedes Jahr rund 16.000 junge Menschen mit Handicap oder Jugendliche ohne Schulabschluss aus und bereiteten sie auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vor.

89 Prozent der Azubis bestehen laut Schmidt die Abschlussprüfung vor den Industrie- und Handwerkskammern. 70 Prozent fänden eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. „Das gelingt, weil wir individuell fördern, eng begleiten und gemeinsam mit regionalen Betrieben und Unternehmen ausbilden“, erläuterte der Verbandschef. Die Ausbildung im BBW ist eine Leistung der beruflichen Rehabilitation.

Eine duale Ausbildung in einem Berufsbildungswerk dauert in der Regel zwischen zwei und drei Jahren. Eine Besonderheit in der Ausbildung sei, dass die Azubis im Berufsbildungswerk wohnen könnten, in ihrer Entwicklung sozialpädagogisch begleitet und auf dem Weg zur Selbstständigkeit unterstützt würden. „Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die meisten Berufsbildungswerke eine eigene Berufsschule haben und die jungen Menschen neben kleinen Lernklassen eine individuelle Lernbegleitung erfahren“, erklärte der Verbandsvorsitzende. Wenn es Probleme gebe, hätten sie immer eine Anlaufstelle.

Schmidt kritisierte, dass viele Menschen mit Einschränkungen entgegen ihren Potenzialen oft in Werkstätten für Menschen mit Behinderung arbeiten. „Das muss sich ändern“, sagte er. „Unser klares Ziel ist, dass die Werkstatt nicht mehr die Standardlösung bleibt, sondern eine von mehreren Möglichkeiten darstellt.“

Die Kosten für die Ausbildung, die mehrheitlich die Bundesagentur für Arbeit trägt, liegen bei einer dreijährigen Ausbildung inklusive Wohnen im Berufsbildungswerk bei rund 250.000 Euro. „Schon nach zehn Jahren hat sich diese Investition gelohnt, weil die Azubis bei den Berufsbildungswerken nicht nur gut ausgebildet sind, sondern nachhaltig dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen“, sagte der Verbandsvorsitzende. Sein dringendster Wunsch sei, dass das Potenzial junger Menschen mit Behinderungen als selbstverständlicher Teil der Arbeitswelt anerkannt werde. Beim Thema Fachkräftesicherung müssten Menschen mit Behinderungen zwingend mitgedacht werden.