Verband: Arbeitsleben in Deutschland familienfeindlich

Die Betreuungsangebote in Deutschland sind lückenhaft: Mehr als ein Fünftel der deutschen Arbeitnehmer hat deshalb einer Studie zufolge den Kinderwunsch zurückgestellt. Der Verband kinderreicher Familien pocht auf Verbesserungen.

Der Verband kinderreicher Familien fordert Politik und Wirtschaft dazu auf, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen in Deutschland zu schaffen. Viele Menschen entschieden sich entweder für Karriere oder Familie, erklärte der Verband am Freitag in Mönchengladbach. Der Verband nahm Bezug auf eine im September vorgestellte Studie. Danach hat rund ein Fünftel der Arbeitnehmer einen bestehenden Kinderwunsch wegen mangelnder Betreuungsangebote bereits ganz zurückgestellt.

Für die Studie des Versicherers HDI zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf waren mehr als 3.700 in Deutschland Beschäftigte online befragt worden. Demnach hält fast die Hälfte aller Berufstätigen mit Kindern unter 18 Jahren das Kinderbetreuungsangebot in Deutschland für unzureichend. Etwas mehr als 40 Prozent sehen sich in ihren Aufstiegschancen gegenüber kinderlosen Kollegen benachteiligt. Ein etwa gleicher Anteil gab an, seine Arbeitszeit unter der Bedingung besserer Kinderbetreuung verlängern zu wollen. Die Studie differenzierte nicht zwischen Berufsfeldern, sondern lieferte eine Gesamtschau des Arbeitsmarktes.

Die Vorsitzende des Verbands kinderreicher Familien, Elisabeth Müller, wies darauf hin, dass durch die Arbeitszeitreduktion infolge mangelnder Kinderbetreuung viel wirtschaftliches Potenzial verloren gehe. Sie schlug vor, flexible Arbeitsmodelle sowie die Betreuungsangebote auszubauen. Außerdem sollten im Rahmen der Elternschaft erworbene Kompetenzen beruflich stärkere Anerkennung finden.

Der Verband kinderreicher Familien wurde 2011 aus einer privaten Initiative in Köln gegründet. Er will die Belange großer Familien öffentlich sichtbarer machen.