Verbände: Medizin wird weiblicher, aber Männer haben das Sagen

Die Götter in Weiß sind oft männlich. Das Gesundheitswesen wird aber immer weiblicher. Doch wie ist es um die Selbstbestimmung von Pflegerinnen und Ärztinnen bestimmt? Verbände sehen Verbesserungsbedarf.

Die Zahl von Ärztinnen in deutschen Krankenhäusern hat laut Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. Waren 2002 noch 35 Prozent weiblich, stieg deren Anteil bis 2022 auf rund 47 Prozent, wie die DKG am Donnerstag in Berlin mitteilte. Mit Blick auf den hohen Frauenanteil unter den Medizinstudierenden werde es zukünftig mehr Ärztinnen als Ärzte geben.

In Leitungspositionen seien Frauen jedoch nach wie vor unterrepräsentiert. Aufgrund von Schwangerschaft, Elternzeit und anschließender Teilzeit blieben ihnen viele Karrierewege verwehrt, mahnt die Vorstandsvorsitzende der DKG, Henriette Neumeyer.

Der Runde Tisch „Frauen im Gesundheitswesen“ kritisiert, die Gestaltungsposten gingen immer noch an Männer. Im vergangenen halben Jahr wurden Männer an die Spitze des Robert-Koch-Instituts, des Paul-Ehrlich-Instituts und des im Aufbau befindlichen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung berufen.

Dennoch sieht der Runde Tisch auch Verbesserungen. So seien inzwischen viel mehr Frauen in Führungspositionen vertreten. In den Vorständen der zehn größten Krankenkassen sein acht Frauen vertreten, 2019 waren es zwei. Das liege allerdings an gesetzlich verbindlichen Frauenquoten.

Der Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands Hartmannbund sieht flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitmöglichkeiten und Unterstützung bei der Kinderbetreuung als Schlüssel für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So könnten die Benachteiligung von Ärztinnen reduziert und ihre Chancen für mehr Führungsverantwortung verbessert werden.

Auch in Pflegeberufen gibt es laut dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Verbesserungspotential. Pflege sei zu häufig fremdbestimmt. Das geplante Pflegekompetenzgesetz könne dazu beitragen, den Pflegeberuf aufzuwerten. Bisher benötigten Pflegekräfte selbst bei Routineaufgaben das Einverständnis eines Arztes. Einsparungen im Gesundheitswesen gingen häufig zu Lasten des Pflegepersonals. „Es ist nicht hinnehmbar, dass solche Bedingungen immer noch auf dem Rücken eines Frauenberufs ausgetragen werden“, sagte DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper.