Vatikan streitet um Kunstwerke eines mutmaßlichen Sex-Täters

Mehrere Ordensfrauen haben dem Mosaik-Künstler und Ex-Jesuitenpater Marko Rupnik vorgeworfen, er habe sie sexuell missbraucht. Nun wird im Vatikan darüber gestritten, wie die Kirche mit Rupniks Kunstwerken umgehen soll.

Im Vatikan ist ein offener Streit darüber entbrannt, wie die Kirchenleitung künftig mit Werken des slowenischen Mosaik-Künstlers Marko Rupnik umgehen soll. Dem heute in Slowenien lebenden Priester haben mehrere Ordensfrauen vorgeworfen, er habe sie sexuell missbraucht.

Da es sich bei den Betroffenen nicht um Minderjährige handelt und die Vorwürfe nicht bewiesen wurden, hat der Vatikan Rupnik bislang nicht aus dem Klerikerstand entfernt. Auch werden weiterhin religiöse Bilder, die Rupnik geschaffen hat, von vatikanischen Behörden, etwa zur Illustration von Broschüren, verwendet. Auch die mit Rupniks Mosaiken ausgestaltete Kapelle “Redemptoris mater” im Vatikan wird weiterhin genutzt.

In der vergangenen Woche hatte der Chef der vatikanischen Medienabteilung, Paolo Ruffini, erklärt, der Vatikan werde weiterhin auf Rupniks Werke zurückgreifen. Die Nähe der Kirche zu Missbrauchsopfern stehe dennoch außer Frage.

Als Reaktion hat nun der Präsident der Päpstlichen Kinderschutzkommission, der US-amerikanische Kardinal Sean O’Malley, den Vatikan aufgefordert, keine von Rupnik geschaffenen Werke mehr zu verwenden. In einem internen Brief an die Vatikan-Dikasterien schrieb der Kardinal: “Wir dürfen nicht die Botschaft vermitteln, dass der Heilige Stuhl die psychische Not, unter der so viele Menschen leiden, nicht wahrnimmt.”

O’Malley erklärte, mehrere Betroffene von sexuellen und geistlichen Übergriffen sowie Machtmissbrauch hätten sich an die Kinderschutzkommission gewandt. Sie hätten beklagt, dass der Vatikan weiterhin Rupniks Kunstwerke verwenden.

Im Glaubensdikasterium läuft seit Oktober auf Anordnung von Papst Franziskus ein Verfahren gegen Rupnik wegen des Vorwurfs seelischer Gewalt und sexuellen Missbrauchs. Nach dem Kirchenrecht sind sexuelle Verfehlungen von Geistlichen lediglich eine Sünde, aber keine Straftat – sofern es sich bei den Betroffenen um Erwachsene im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte handelt. Rupnik (69) hat als Mosaikkünstler unter anderem Kirchen in Lourdes, Fatima, Krakau und Aparecida (Brasilien) ausgeschmückt.