Wie schon 2017 verlässt die Regierung von Donald Trump die Unesco. Sie wirft der Organisation eine ideologische Ausrichtung und Israelfeindlichkeit vor. Die UN-Behörde selbst sieht ihre Arbeit nicht infrage gestellt.
Die Vereinigten Staaten verlassen erneut die Weltkulturbehörde Unesco. Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington begründete die Entscheidung am Dienstag unter anderem mit einer angeblichen “ideologischen Agenda” und “israelfeindlichen Rhetorik”. Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay reagierte mit Bedauern. Der Schritt, den die Regierung auch während der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump vollzog, schade in erster Linie den USA selbst und habe geringe Auswirkungen auf die Finanzierung der Einrichtung. Der Austritt wird Ende Dezember 2026 wirksam.
Das Ministerium in Washington erklärte, eine fortgesetzte Beteiligung bei der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur liege “nicht im nationalen Interesse der Vereinigten Staaten”. Die Unesco verfolge “spaltende soziale und kulturelle Anliegen” und lege übermäßiges Gewicht auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die als eine “ideologische Agenda” der America-First-Politik zuwiderliefen. Weiter nannte der Sprecher die Anerkennung Palästinas durch die Unesco “hochproblematisch”. Dies habe eine “israelfeindliche Rhetorik innerhalb der Organisation” gefördert.
Unesco-Generaldirektorin Azoulay nannte die Kritik realitätsfern. Sie verwies unter anderem auf Bildungsprojekte zum Thema Holocaust. Diese Arbeit sei bei einschlägigen Organisationen wie dem Holocaust Memorial Museum in Washington, dem World Jewish Congress und dem American Jewish Committee anerkannt. Man werde diese Mission auch mit verminderten Ressourcen fortsetzen. Die Unesco sei heute eines der wenigen Foren für konkrete und handlungsorientierte Zusammenarbeit zwischen den Staaten, erklärte die Direktorin in Paris.
Die finanziellen Folgen durch den US-Austritt beschrieb Azoulay als begrenzt. Die Vereinigten Staaten trügen inzwischen nur noch 8 Prozent zum Haushalt bei; das Gesamtbudget der Unesco sei unterdessen stetig gewachsen. Kündigungen plane man vorerst nicht. Die Auswirkungen könnten vor allem Partner in den Vereinigten Staaten spüren, die eine Unesco-Anerkennung suchten oder an Universitäten tätig seien, so Azoulay.