Helfen andere, wenn es mir schlecht geht? Wer daran glaubt, kommt laut Studien leichter mit anderen in Kontakt. Empathie und Offenheit können das Sozialleben demnach entscheidend prägen.
Wer sich von anderen gesehen fühlt, hat meist auch mehr Freundinnen und Freunde: Das zeigen drei zusammenhängende Studien der Universität Stanford, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Sich selbst schätze man demnach oft als empathischer ein als andere Menschen. Mit Folgen für das soziale Netzwerk: Wer andere Menschen für empathisch hält, knüpft offenbar leichter Kontakte.
Forscher befragten dazu ungefähr 5.000 Studierende an der Universität Stanford. Von den Teilnehmenden hielten sich demnach rund 24 Prozent eher selbst für empathisch, als dass sie dies bei ihren Mitmenschen vermuteten. Bei Personen mit höherem Angstempfinden, Depression und Einsamkeit war die Lücke laut Studie noch größer.
Studierende, die ihre Mitmenschen als empathischer wahrnahmen, hatten dagegen nach eigenen Angaben mehr enge Freunde. Sie zeigten sich eher bereit, auf andere Menschen zuzugehen und sich Fremden zu öffnen. Auch insgesamt waren sie laut Befragung zufriedener mit ihrem Leben.
Die persönliche Wahrnehmung lässt sich offenbar leicht beeinflussen: Die Wissenschaftler verrieten den Probanden in einem weiteren Experiment, wie viele Personen sie als empathisch empfinden. Im Anschluss gingen die Befragten durchschnittlich offener auf andere Menschen zu. “Eine Erhöhung der wahrgenommenen Empathie führte zu einer Veränderung des Verhaltens – es wurden mehr soziale Risiken eingegangen”, sagt Grit Hein, Neurowissenschaftlerin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Sind andere Menschen aber tatsächlich empathischer als oft vermutet? Die Studie lässt laut den Forschenden keine direkten Rückschlüsse zu. Allerdings lasse es sich auch nicht ausschließen: “Die beobachteten Abweichungen der wahrgenommenen Empathie zwischen Selbst und Anderen könnten bedeuten, dass die Empathie anderer unterschätzt wird”, so Expertin Hein.