Kurz nachdem die US-Bischöfe die Abschiebepolitik der Trump-Regierung verurteilt haben, reagiert nun “Grenz-Zar” Homan. “Sichere Grenzen retten Leben”, erklärt der Katholik – und greift die Kirche frontal an.
Im Streit um die Migrationspolitik legt die katholische Kirche in den USA nach. Wie die “New York Times” berichtet, wurde am Wochenende landesweit in Gotteshäusern weitere Kritik an der Vorgehensweise der Regierung unter Donald Trump geübt.
“In bescheidenen ländlichen Kirchen und großen städtischen Kathedralen im ganzen Land reflektierten katholische Priester und Gemeindemitglieder über die umfassenden Einwanderungsmaßnahmen der Trump-Regierung”, schreibt die Zeitung. In einigen Predigten sei die Rede davon gewesen, dass die Verhaftung von Hunderttausenden von Menschen gegen die christliche Lehre verstoße. Katholische Gemeinden mit vielen Einwanderern seien davon überproportional betroffen.
Indes weist der US-Grenzschutzbeauftragte Tom Homan die Kritik der Kirche zurück. Dem Sender Fox News sagte der in den Medien als “Grenz-Zar” betitelte Top-Funktionär der US-Regierung: “Die katholische Kirche liegt falsch. Es tut mir Leid. Ich bin seit meiner Kindheit katholisch. Ich sage das nicht nur als Grenzbeauftragter – ich sage es als Katholik. Meiner Meinung nach müssen sie sich darum kümmern, die katholische Kirche in Ordnung zu bringen.”
Homan warf der Kirche Doppelmoral vor, wenn der Vatikan harte Strafen für das Betreten seines Geländes verhänge, von den USA jedoch verlangt werde, der ganzen Welt die Botschaft zu vermitteln, “dass man sich keine Sorgen machen muss, wenn man illegal die Grenze überquert, was eine Straftat ist”. Homan verteidigte die US-Politik: “Wir haben das Recht, unsere Grenzen zu sichern, genauso wie sie das Recht haben, ihre Einrichtung zu sichern.” An Kirchenvertreter gerichtet, fügte der Funktionär hinzu: “Sichere Grenzen retten Leben. Ich wünschte, die katholische Kirche würde das verstehen”.
Homan reagiert damit auf eine ungewöhnlich scharfe Stellungnahme der US-Bischofskonferenz, die während der Vollversammlung in der vorigen Woche veröffentlicht wurde. Darin zeigen sich die Bischöfe, ohne Trump namentlich zu erwähnen, beunruhigt über ein “Klima der Angst” unter den Mitmenschen, das durch die Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen entstanden sei: “Wir sind betrübt über den Stand der aktuellen Debatte und die Verunglimpfung von Einwanderern. Wir sind besorgt über die Bedingungen in Haftanstalten und den mangelnden Zugang zu Seelsorge”, schreiben die Bischöfe.
Die Bischöfe bedauern demnach zudem, dass einige Migrantinnen und Migranten ihren rechtlichen Status verloren hätten – nach offenbar willkürlichen Kriterien. “Wir sind beunruhigt über die Bedrohung der Unantastbarkeit von Gotteshäusern und der besonderen Natur von Krankenhäusern und Schulen. Wir sind betrübt, wenn wir Eltern begegnen, die Angst haben, inhaftiert zu werden, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen, und wenn wir versuchen, Familienmitglieder zu trösten, die bereits von ihren Angehörigen getrennt wurden”, heißt es in dem Schreiben.
Nach Angaben des US-Ministeriums für Innere Sicherheit von Ende Oktober wurden in diesem Jahr 527.000 “illegale Ausländer” abgeschoben und weitere 1,6 Millionen Migranten dazu bewegt, das Land freiwillig zu verlassen. Rund 66.000 Einwanderer befanden sich demnach Ende des Monats in Abschiebehaft.