US-Publizistin Anne Applebaum erhält renommierten Ossietzky-Preis

Die US-Historikerin, Journalistin und Publizistin Anne Applebaum erhält den diesjährigen Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg für Zeitgeschichte und Politik. Die Jury ehre „eine herausragende Intellektuelle“, die mit ihrem Konzept einer öffentlich sichtbaren Zeitgeschichtsschreibung fachwissenschaftliche und journalistische Expertise vereine und sich „mutig und mahnend“ für Demokratie und Menschenrechte in globaler Perspektive einsetze, teilte die Stadt Oldenburg am Donnerstag mit. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) werde ihr die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am 6. Juni überreichen.

Applebaum habe frühzeitig vor Russlands Präsidenten Wladimir Putin und seinem aggressiven, anti-westlichen Kurs gewarnt, urteilte die Jury. Mit ihrer fachlichen Perspektive und journalistischen Kompetenz habe sie maßgeblich zur öffentlichen Auseinandersetzung mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine beigetragen.

Die Osteuropa-Expertin und Pulitzer-Preisträgerin wurde den Angaben zufolge 1964 in Washington, D.C. geboren und studierte an der Yale University, der London School of Economics und dem St. Antony’s College in Oxford Russische Geschichte, Literatur und Internationale Beziehungen. Als Journalistin war sie unter anderem für die Tageszeitungen „Washington Post“, „Daily Telegraph“ und „Independent“ tätig.

Als Buchautorin schrieb Applebaum unter anderem über den Zerfall der Sowjetunion und der Entwicklung osteuropäischer Staaten nach dem Ende des Kalten Krieges. Für ihre Studie „Der Gulag“ über das Arbeits- und Straflagersystem in der Sowjetunion wurde sie 2004 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. In ihrem jüngsten Werk „Twilight of Democracy“ (2020) geht sie der Frage nach, was autoritäre Herrschaftsformen für viele Menschen so attraktiv macht und warum die Demokratie weltweit unter Druck geraten ist.

Der Ossietzky-Preis erinnert an den Schriftsteller und Pazifisten Carl von Ossietzky (1889-1938). Er wird von der Stadt Oldenburg alle zwei Jahre für Arbeiten, Gesamtwerke oder an Personen vergeben, die sich in herausragender Weise mit dem Leben und Werk Ossietzkys, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder mit der demokratischen Tradition und Gegenwart befassen. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem Igor Levit (2022), Deborah Lipstedt (2018) und Irina Scherbakowa (2014).