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US-Autor Boyle: “Meine Arbeit ist mir heilig”

Seine Ängste lässt der US-Autor T.C. Boyle in sein Schreiben einfließen, wie er erzählt. Eine Geschichte zu verfassen, bedeute für ihn, Ordnung ins Chaos zu bringen. Inspiriert wird er auch von seinem Sohn.

T.C. Boyle (76), US-amerikanischer Star-Autor, verdankt sein Leben nach eigenen Worten dem Schreiben. “Es hat mich aus dem Drogensumpf in New York herausgebracht. Meine Arbeit ist mir heilig”, sagte Boyle der “Süddeutschen Zeitung”. Sie sei die eigentliche Sucht seines Lebens und dazu gehöre etwa, Figuren zu ergründen. “Die Begeisterung, eine Geschichte zu beenden, ist unvergleichlich. Das will ich wieder und wieder haben. Und im Gegensatz zu Rauschmitteln wirkt das Schreiben wirklich therapeutisch.”

So müsse er Druck rauslassen können, erläuterte der Autor seine Vorgehensweise. Eine neue Kurzgeschichte von ihm handle beispielsweise von genetischer Manipulation und “wie wir in künftige Generationen eingreifen”. Für ihn sei es wichtig, alle seine Ängste und sein Staunen in solche Szenarien einzubauen. “Eine Geschichte zu schreiben, bedeutet, Ordnung ins Chaos zu bringen. Ich mache das alles, weil ich mir eine eigene Welt erschaffen kann, die von mir kontrolliert wird.”

Für sein neues Buch “No Way Home” greift Boyle nach eigenen Angaben auch auf Erfahrungsberichte seines Sohnes Corey zurück, der als Arzt eine Zeit lang in der Notaufnahme des County USC Hospital in Los Angeles gearbeitet hat. Dessen Geschichten hätten ihn inspiriert. “Die müssen jeden Menschen aufnehmen. Manche liegen bewusstlos auf der Straße, ohne Papiere, also schleppt man sie ins Krankenhaus. Dort müssen die Ärzte von null an alles herausfinden.”

Sein Sohn sei da auf einmal in eine irre Welt geraten, sagte der Schriftsteller. Wer dort hereingekommen sei, sei entweder obdachlos gewesen oder habe Covid gehabt. “Oft war sein einziger Job, die Menschen sterben zu sehen. Auch daran sieht man, wie gespalten die amerikanische Gesellschaft ist.”