UNO-Generalsekretär Guterres wird 75

Es ist sein härtester Job: Portugals früherer Regierungschef und Ex-UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres ist seit 2017 UNO-Generalsekretär – in einer Welt, die vielerorts in Aufruhr ist.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres wird am Dienstag (30. April) 75 Jahre alt. Der Portugiese ist seit Januar 2017 neunter Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen; mitten in der größten Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und der Wiederauferstehung von Nationalismen weltweit. Am New Yorker East River bekleidet er den nominell höchsten Diplomatenposten der Welt.

Antonio Manuel de Oliveira Guterres war früher Generalsekretär der portugiesischen Sozialisten, von 1995 bis 2002 Ministerpräsident in Lissabon und von 1999 bis 2005 Präsident der Sozialistischen Internationale. Der glänzende Redner spricht fließend Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch.

Als UN-Hochkommissar für Flüchtlinge (2005-2015) verfolgte Guterres eine gründliche Reform des UNHCR. Der Personalstand am Hauptsitz in Genf sank um mehr als ein Fünftel – während sich das Volumen der Tätigkeiten gleichzeitig vervielfachte. Die weltweite Zahl der Flüchtlinge vor Konflikten und Verfolgung stieg von 38 Millionen im Jahr 2005 binnen eines Jahrzehnts auf mehr als 60 Millionen; inzwischen sind es über 108 Millionen.

Als UNO-Generalsekretär ist Guterres mit einem Wiederaufstieg von Nationalismen, Populismus und Extremismus sowie immer weiterreichenden kriegerischen Konflikten konfrontiert; ob in Europa, dem Nahen Osten, Asien oder Afrika. Ständige Blockaden im Weltsicherheitsrat, der EU-Austritt Großbritanniens oder der Ausstieg mehrerer afrikanischer Staaten aus dem Internationalen Strafgerichtshof sind Belege für den schweren Stand, den multinationale Bündnisse haben, die auf Kompromissen beruhen. Die internationale Einigkeit selbst in grundlegenden Fragen des Völkerrechts bröckelt; die Gräben des Kalten Krieges drohen wieder aufzureißen.

Im Jahr 2000 hatte sich die Weltgemeinschaft ehrgeizige Millenniumsziele gesetzt. Bekämpfung von Armut und Hunger, Kindersterblichkeit und HIV/Aids, dazu Grundbildung für alle. Viele Fortschritte, die seitdem erzielt wurden, haben Naturkatastrophen, Corona-Pandemie, Kriege und globale Wirtschaftskrisen wieder zunichte gemacht.

Die Zahl der zu bewältigenden Krisen ist weiter Legion: Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine; Gaza-Krieg, Syrien, Afghanistan, Irak; Flüchtlingskrisen, die weltweite Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus, Hungerkrisen und Bürgerkriege in Afrika und Asien; Erdbeben, Klimawandel, Flutkatastrophen. Guterres’ zweite Amtszeit geht bis Ende 2026. Bis dahin muss der diplomierte Elektroingenieur die Spannung hochhalten.