Unesco-Staatenbericht zieht positives Fazit für Kulturförderung

Ungeachtet der Krisen der vergangenen Jahre hat der Schutz der kulturellen Vielfalt in Deutschland einen hohen Stellenwert. Zu diesem Ergebnis kommt der Vierte deutsche Staatenbericht zur Umsetzung des Unesco-Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen, der am Donnerstag in Bonn veröffentlicht wurde. „Trotz großer Herausforderungen im Berichtszeitraum 2020 bis 2023 hat Deutschland seinen Einsatz zum Schutz und der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen weiter ausgebaut“, erklärte die Vorsitzende des Beirats Vielfalt kultureller Ausdrucksformen der Deutschen Unesco-Kommission, Helga Trüpel. „Der Wert von Kunst und Kultur wird ungebrochen und weithin verstanden.“

Bund und Länder hätten mit einer Vielzahl von Hilfsmaßnahmen reagiert, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kultur zu lindern, sagte Trüpel. Beispiele seien das Programm „Neustart Kultur“ mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro sowie das Sonderprogramm des Bundes für Kulturveranstaltungen sowie die Hilfsprogramme der Länder gewesen. Auch die langfristige Resilienz des Kultursektors sei gefördert worden, indem die Digitalisierung in diesem Bereich unterstützt worden sei.

Während der Pandemie seien von Verbänden und Gewerkschaften auch Modelle für eine angemessenere Honorierung von Künstlerinnen und Künstlern geschaffen worden. Trotzdem sei jedoch die Lage insbesondere freischaffender Künstler immer noch prekär, stellt der Bericht fest. Nachholbedarf gibt es laut dem Bericht nach wie vor bei der Geschlechtergerechtigkeit im Kultursektor. „Hier hat die Pandemie positive Entwicklungen gehemmt“, stellte Trüpel fest. Traditionelle Rollenbilder und Ungleichheitsstrukturen seien teilweise wiederbelebt worden.

Herausforderungen sieht der Bericht für die Zukunft unter anderem in der Zunahme polarisierender und ausgrenzender Diskurse. Diese bedrohten auch hierzulande die Kunstfreiheit. Angesichts leerer öffentlicher Kassen würden die Kulturausgaben weniger wachsen. Zudem sei der Fachkräftemangel vor allem in technikintensiven Kulturbereichen wie Film oder Theater ein zunehmendes Problem.

Grund zur Sorge liefert nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Kulturrats, Christian Höppner, der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Hier habe der Stellenwert der Kultur deutlich nachgelassen, sagte Höppner, Mitglied im Fachausschuss Kultur der Deutschen Unesco-Kommission. Es gebe weniger Jazz, Hörspiele oder Literatur im Programm. „Wenn die Entwicklung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk so weitergeht, wird das massive Auswirkungen auf die Vielfalt der Kultur haben.“ Zudem kritisierte Höppner den Rückgang kultureller Bildung in Kitas und Schulen. Hier sei dringend eine Entschlackung der Lehrpläne und eine Neugewichtung zugunsten künstlerischer Fächer notwendig.

Der deutsche Staatenbericht zur Umsetzung des Unesco-Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen wird alle vier Jahre vorgelegt. Deutschland kommt damit seiner Verpflichtung als Vertragsstaat des Übereinkommens über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen nach, den die Unesco-Generalkonferenz 2005 verabschiedete. Die Ausformulierung des deutschen Berichts liegt bei der Bundesweiten Koalition Kulturelle Vielfalt. Sie wurde von der Deutschen Unesco-Kommission in Kooperation mit zahlreichen Kulturverbänden gegründet.