Artikel teilen:

“Unbegreifliches Unglück” – Regierung gedenkt Opfer des Zugunfalls

Angehörige, Politik und Kirchen erinnern an die Toten und Verletzten des Zugunglücks in Baden-Württemberg. In einem Gottesdienst wird Trost gespendet. Kerzen brennen, Rosen werden zum Altar gebracht.

In einem bewegenden Trauergottesdienst haben Angehörige, Rettungskräfte, Politiker und Bahnmitarbeiter an die bei dem Zugunglück bei Riedlingen getöteten und verletzten Menschen erinnert. Für die drei ums Leben gekommenen Opfer wurde je eine Kerze entzündet. Rettungskräfte sowie Politiker und Bahnvertreter brachten unter Trauergeläut weiße und rote Rosen zum Altar mit den Totenkerzen.

“Im Namen der Bundesregierung spreche ich den Angehörigen das tief empfundene Beileid aus”, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). Das Unglück zeige auf grausame Weise die Verletzlichkeit des Menschen. Der Minister betonte, der Gedenkgottesdienst wolle nicht nur ein Ort des Trauerns sein, sondern auch ein Ort der Solidarität und der Ermutigung.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, die Bilder der entgleisten und aufgetürmten Zugwaggons machten tief betroffen. “In solchen grausamen und unbarmherzigen Schicksalsschlägen stoßen wir alle an unsere Grenzen.” Zugleich habe die schnelle und selbstlose Hilfe der Rettungskräfte gezeigt, dass Deutschland in solchen Unglücksfällen als “Gemeinschaft tätigen Miteinanders und gegenseitiger Unterstützung” funktioniere. “Wenn wir einander Glaube, Liebe und Hoffnung schenken, können wir auch wieder aufstehen, wenn uns schwere Ereignisse niederdrücken.” Er hoffe, dass Angehörige der Toten und Verletzten diesen Trost empfinden könnten.

An dem Gottesdienst in der rund zehn Kilometer vom Unglücksort entfernten Klosterkirche Zwiefalten nahm auch Bahnchef Richard Lutz teil.

Der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagte, die Folgen des Unglücks seien schwer zu ertragen. Von einer Sekunde auf die andere hätten Familien ihre Lieben verloren. “Ich habe keine Antworten.” Christen könnten sich aber darauf verlassen, dass Gott Anteil am Leid der Menschen nehme. “In dieser Stunde haben wir nur die Hoffnung: Die Verletzten mögen gesund werden, die Angehörigen getröstet, die Toten bei Gott ruhen.”

Der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, sprach den Angehörigen sein Beileid aus. “Gemeinsam suchen wir Trost und Halt nach diesem unbegreiflichen Unglück.” Der Bischof dankte allen Helfern, Rettungsdiensten, Notfallseelsorgern, Polizisten und Medizinern. “Wir glauben daran, dass Gott unser Leid sieht. Dass er nicht fern ist, wenn Menschen verzweifeln.” Schmerz müsse ausgehalten werden. “Umso trostreicher, wenn wir hier und heute unseren Schmerz teilen und ihn gemeinsam vor Gott bringen.”

Am Sonntag war in der Nähe von Riedlingen im Landkreis Biberach auf der Strecke zwischen Sigmaringen und Ulm ein Regionalzug entgleist. Drei Personen starben, darunter der Lokführer. 36 Menschen wurden verletzt, einige schwer. Die Ursache des Unfalls war nach ersten Erkenntnissen ein durch Starkregen ausgelöster Erdrutsch auf die Gleise. Die weiteren Untersuchungen zur Unglücksursache können noch Monate dauern.