Finanzminister Lindner will den Entwicklungsetat zugunsten der Bundeswehr kürzen. Dies laufe deutschen Interessen zuwider, warnen Leiter von UN-Organisationen – darunter ein früherer deutscher Entwicklungsminister.
Die Leiter von drei UN-Organisationen, unter ihnen der frühere Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), wenden sich gegen mögliche Kürzungen des deutschen Entwicklungsetats. Ausgerechnet jetzt weniger in Entwicklung zu investieren wäre “die falsche Antwort auf die globalen Herausforderungen”, schreiben Müller, Unicef-Chefin Catherine Russell und der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner, in einem Gastkommentar in der “Welt” (Donnerstag).
Müller war von 2013 bis 2021 Entwicklungsminister und leitet heute die UN-Organisation für industrielle Entwicklung Unido. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) strebt im Bundeshaushalt 2025 Einsparungen im Entwicklungsbereich zugunsten der Bundeswehr an.
“Es trägt zu unser aller Sicherheit und Wohlstand bei, wenn mehr Menschen die Gewissheit haben, dass sie ein Leben in Würde in ihrer Heimat führen können”, schreiben Müller, Russell und Steiner weiter. Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe seien “aktive und vorausschauende Friedens- und Zukunftspolitik”. Sie würden helfen, “Krisen vorzubeugen, die Situation in Krisen- und Fluchtregionen zu stabilisieren und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern”.
Im Vergleich zu 1990 hungerten heute weltweit 200 Millionen Menschen weniger, obwohl zwei Milliarden Menschen neu auf die Welt gekommen seien, argumentieren die Leiter der UN-Organisationen. In den vergangenen 20 Jahren sei die weltweite Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren um 50 Prozent und der Anteil armer Menschen an der Weltbevölkerung von 30 auf 10 Prozent gesunken. Deutschland könne als einer der führenden Geber im Bereich Entwicklung stolz auf diese Errungenschaften sein. Nichthandeln ziehe hingegen später um ein Vielfaches höhere Kosten nach sich – auch in Deutschland.