UN-Klimabericht: Temperaturen in Afrika steigen schneller

Obwohl Afrika nur für einen Bruchteil der Treibhausgase verantwortlich ist, erwärmt sich das Klima dort schneller als in anderen Teilen der Welt. Forscher warnen vor Hunger, Flucht und Konflikten.

Afrika leidet unter dem Klimawandel besonders, auch dieser Gepard in der Serengeti (Tansania)
Afrika leidet unter dem Klimawandel besonders, auch dieser Gepard in der Serengeti (Tansania)Imago / Imagebroker

In Afrika macht sich der globale Temperaturanstieg stärker bemerkbar als in anderen Teilen der Welt. Zugleich bleibe die Finanzierung für Anpassungsmaßnahmen weit hinter dem Erforderlichen zurück, heißt es im jährlichen Klimazustandsbericht, den die Weltwetterorganisation WMO in Genf veröffentlichte. Die Entwicklung gefährde die Ernährungssicherheit, heize Vertreibung und Migration an und erhöhe das Risiko von Konflikten um Ressourcen.

Den Wissenschaftlern zufolge erwärmte sich das Klima in Afrika zwischen 1991 und 2022 um etwa 0,3 Grad pro Jahrzehnt, leicht über dem weltweiten Schnitt. Am schnellsten verlief der Anstieg in Nordafrika. Dort ging vergangenes Jahr extreme Hitze mit Waldbränden in Algerien und Tunesien einher. Das Horn von Afrika erlebte die schwerste Dürre seit 40 Jahren, mit besonders harten Folgen für Äthiopien, Kenia und Somalia. Allein in Somalia mussten fast 1,2 Millionen Menschen infolge der Trockenheit fliehen.

Klima verursacht wirtschaftlichen Schaden

In Teilen des Sahel kam es hingegen zu beträchtlichen Überflutungen. Der Süden des Kontinents wurde von einer Reihe tropischer Wirbelstürme heimgesucht. Auch der Meeresspiegel stieg im Roten Meer und an der afrikanischen Küste zum Indischen Ozean stärker als im weltweiten Mittel, das bei 3,4 Millimetern pro Jahr liegt.

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas betonte, Afrika sei für weniger als zehn Prozent der globalen Treibhausgasemission verantwortlich, aber zugleich der Kontinent, der am wenigsten für die negativen Folgen des Klimawandels gerüstet sei. Hitzewellen, schwere Regenfälle, Überflutungen, Wirbelstürme und lange Dürreperioden verursachten verheerende wirtschaftliche Schäden und brächten immer mehr Menschen in Gefahr. Taalas warb erneut für bessere Frühwarnsysteme.

110 Millionen Menschen in Afrika betroffen

Dem Bericht zufolge waren im vergangenen Jahr mehr als 110 Millionen Menschen in Afrika unmittelbar von Klima- und Unwetterkatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen betroffen. Die wirtschaftlichen Schäden beziffern sich auf über 8,5 Milliarden US-Dollar (7,9 Milliarden Euro).

Der Produktivitätszuwachs in der afrikanischen Landwirtschaft ging infolge des Klimawandels seit 1961 um gut ein Drittel zurück, so stark wie nirgendwo sonst in der Welt. Berechnungen gehen davon aus, dass Nahrungsmittelimporte sich bis 2025 fast verdreifachen, von 35 Milliarden Dollar auf 110 Milliarden Dollar. Hinsichtlich der Schäden und Verluste durch den Klimawandel zitiert der Bericht Schätzungen der UN-Wirtschaftskommission für Afrika, die je nach Grad der Erwärmung von 290 bis 440 Milliarden Dollar veranschlagt.

Der CO2-Ausstoß pro Einwohner und Jahr betrug 2021 in Afrika laut UN-Angaben 1,04 Tonnen; das ist weniger als ein Viertel der globalen Pro-Kopf-Emissionen von 4,69 Tonnen. Die nationalen Klimaziele der afrikanischen Staaten umzusetzen, wird für den Zeitraum von 2020 bis 2030 Berechnungen zufolge 2,8 Billionen Dollar (2,6 Billionen Euro) kosten.