Videobilder zeigen, wie Einsatzkräfte zwei Männer erschießen, die sich am Boden befinden. Ein Minister stellt sich hinter die Soldaten. Bei den Vereinten Nationen mehren sich Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit in Israel.
Das UN-Menschenrechtsbüro hat sich bestürzt über die Erschießung zweier palästinensischer Männer durch die israelische Armee in Dschenin geäußert. Es habe sich offenbar um eine Exekution gehandelt, sagte ein Sprecher am Freitag in Genf. Unter Verweis auf den öffentlichen Rückhalt für die beteiligten Soldaten und Grenzschützer durch Israels Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir bezweifelte die UN-Einrichtung die Glaubwürdigkeit einer gerichtlichen Untersuchung.
Am Donnerstag hatten israelische Einsatzkräfte bei der Belagerung eines Hauses im besetzten Westjordanland aus nächster Nähe zwei Männer erschossen, die sich offensichtlich ergeben hatten und am Boden lagen. Der palästinensische Sender Palestine TV und nachfolgend internationale Sender verbreiteten Videobilder des Vorfalls. Israels Armee bezeichnete die Getöteten ohne konkretere Angaben als Mitglieder eines Terrornetzwerks.
Der rechtsextreme religiöse Minister Ben-Gvir bekundete den beteiligten Grenzpolizisten und Soldaten seine “volle Unterstützung”. Sie hätten “genau so gehandelt, wie es von ihnen erwartet wird”, sagte er laut israelischen Medien.
Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen erklärte, man habe “ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit künftiger Überprüfungen oder Untersuchungen” durch israelische Stellen, die nicht völlig unabhängig von der Regierung seien. Tötungen von Palästinensern durch israelische Sicherheitskräfte und Siedler im besetzten Westjordanland hätten zugenommen, ohne dass jemand zur Rechenschaft gezogen werde, selbst in den seltenen Fällen, in denen Ermittlungen angekündigt wurden.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober 2023 töteten in Vorfällen, die vom UN-Menschenrechtsbüro dokumentiert wurden, israelische Streitkräfte und Siedler 1.030 Palästinenser im besetzten Westjordanland. Unter den Opfern waren den Angaben zufolge 223 Kinder.