UN-Bericht: Weltweite Ungleichheit verstärkt Polarisierung

Ein UN-Bericht zeigt: Viele arme Länder können sich wirtschaftlich nicht mehr von der Corona-Pandemie erholen. Diese Unsicherheit verstärke die politische Polarisierung in den Ländern.

Afghanische Kinder in einem Flüchtlingslager in Masar-e Scharif (2018)
Afghanische Kinder in einem Flüchtlingslager in Masar-e Scharif (2018)Imago / Xinhua

Die Ungleichheit zwischen reichen und armen Ländern ist einem UN-Bericht zufolge gewachsen. Es sei besorgniserregend, dass über die Hälfte der ärmsten Länder sich nicht von den Folgen der Corona-Pandemie erhole, sagte der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms, Achim Steiner, bei der Vorstellung des Berichts zur menschlichen Entwicklung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) in Berlin. Das habe zur Folge, dass Hunderte Millionen Menschen in ihrer Entwicklung „feststecken“, sagte Steiner.

Die globalen Ungleichheiten werden laut dem Bericht durch die starke wirtschaftliche Konzentration verschärft. Fast 40 Prozent des weltweiten Warenhandels konzentrierten sich nur auf bis zu drei Länder. Im Jahr 2021 habe die Marktkapitalisierung von jedem der drei größten Technologieunternehmen der Welt das Bruttoinlandsprodukt von mehr als 90 Prozent der Länder überstiegen.

Andauernde Krisen, Konflikte und die Folgen des Klimawandels

Als Gründe für die wirtschaftliche Stagnation vieler armer Länder nannte Steiner andauernde Krisen, Konflikte und die Folgen des Klimawandels. Pakistan bewege sich auch deshalb am Rande der Zahlungsunfähigkeit, weil dort 2022 katastrophale Überschwemmungen stattfanden. In dieser Folge habe das südasiatische Land volkswirtschaftlich in „unglaublichen Dimensionen“ Verluste erlitten. Zudem habe die Pandemie vielen Ländern das „finanzielle Rückgrat“ gebrochen, sagte Steiner.

Die wachsende wirtschaftliche Kluft verstärkt laut dem UN-Bericht auch die politische Polarisierung. Um dem entgegenzuwirken, braucht es mehr Entwicklungszusammenarbeit, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). „Die großen Herausforderungen, vor denen wir insgesamt als Menschheit stehen, lassen sich nur global lösen.“ Populistische Forderungen nach einem Rückzug ins Nationale gefährdeten den Wohlstand und auch die Sicherheit Deutschlands, erklärte SPD Politikerin.

Russland schüre in afrikanischen Ländern Ressentiments gegen den Westen

Als Beispiel nannte Schulze den steigenden Einfluss von Russland. Russland schüre „mit seinen Trollarmeen“ in afrikanischen Ländern Ressentiments gegen den Westen. Wenn sich Deutschland aus der Region zurückzöge, hätte Russland „freie Bahn für seine geopolitischen Machtinteressen“, warnte Schulze. Sie kündigte an, sich gegen weitere drohende Kürzungen des Entwicklungshaushalts zu wehren.

Cornelia Möhring, Sprecherin der Linken im Bundestag, bezeichnete die jüngst beschlossenen Haushaltskürzungen als eine „Entsolidarisierung mit dem Globalen Süden.“ Sie forderte mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit und die humanitäre Hilfe, um die Krisenfolgen abzufedern.