Umweltschützer, Polizisten und Ärzte fordern Böllerverbot

Ein Bündnis fordert ein bundesweites Böllerverbot zu Silvester. Einen verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerk gebe es immer weniger, die Zahl der Verletzten steige jährlich.

Bölllerei zu Silvester ist eine umstrittene Tradition
Bölllerei zu Silvester ist eine umstrittene TraditionImago / Marius Schwarz

Ein Bündnis aus 18 Organisationen verlangt ein Böllerverbot zu Silvester. Unter Federführung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) forderte das Bündnis in Berlin von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die Sprengstoffverordnung zu ändern und sowohl ein Verkaufs- als auch ein Verwendungsverbot für Böller und Raketen zu erlassen. Mitglieder sind unter anderem die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Bundesärztekammer, der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Deutsche Tinnitus-Liga und der Deutsche Tierschutzbund.

Nach zwei Jahren Pause habe der vergangene Jahreswechsel 2022/23 gezeigt, dass ein Böllerverbot dringender denn je sei, erklärten die Organisationen. In der Silvesternacht habe es die heftigsten Attacken mit Pyrotechnik auf Einsatzkräfte gegeben.

Kliniken: Höchststand an Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper

Zudem verzeichneten die Augenkliniken in Deutschland einen Höchststand an Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper. 838 Patientinnen und Patienten hätten deswegen medizinisch behandelt werden müssen. „Das ist die höchste je von uns erfasste Zahl“, sagte die Leitende Öberärztin für Augenheilkunde am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann, Ameli Gabel-Pfisterer.

Während des Böllerverbots in der Corona-Zeit waren es 2020/21 insgesamt 79 Verletzte. Besonders besorgniserregend sei mit 40 Prozent der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Verletzten. Etwa 60 Prozent der Betroffenen seien zudem Unbeteiligte gewesen.

GdP-Bundesvorsitzende: „Wir werden im Silvestereinsatz mit Böllern beschossen“

Der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke sagte: „Wir werden im Silvestereinsatz mit Raketen und Böllern beschossen und dadurch schwer verletzt. Das muss ein Ende haben.“ Schon im Laufe des Jahres habe sich bei Fußballspielen oder zu Halloween gezeigt, dass mit Feuerwerk nicht mehr verantwortungsvoll umgegangen werde, sondern Menschen bewusst damit attackiert werden. „Das Böllerverbot muss kommen, damit Einsatzkräfte unverletzt aus dem Einsatz kommen“, sagte Kopelke. Dem Bündnis sei die Gewerkschaft der Polizei beigetreten, weil sie sich zuvor mit unseren Mahnungen immer ein Stück weit allein gefühlt habe: „Jetzt sind wir das nicht mehr“.

Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale Brandenburg von diesem Jahr befürworten auch 59 Prozent der Bevölkerung ein Böllerverbot. „Die Menschen wollen die jährliche ohrenbetäubende und gefährliche Böllerei nicht mehr“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch.

Weiteres Problem: Der Alkoholpegel

Der Umgang mit Sprengstoff und Waffen sei aus guten Gründen sonst verboten, sagte Resch. Silvester komme noch die Alkoholisierung der Menschen dazu: „Wie viele Brände und Verletzte braucht es noch, bevor Nancy Faeser zwei Sätze aus der Sprengstoffverordnung streicht und so den Weg frei macht für ein endgültiges Böllerverbot“, fragte der DUH-Bundesgeschäftsführer.