Quedlinburg: Neuer Streit um AfD-nahen Pfarrer

Als parteiloser Kandidat ist er auf der AfD-Liste in das Stadtparlament von Quedlinburg gewählt worden. Jetzt ist Pfarrer Martin Michaelis sogar stellvertretender Vorsitzender des Stadtrats.

Im Rathaus von Quedlinburg tagt der Stadtrat
Im Rathaus von Quedlinburg tagt der StadtratImago / Imagebroker

Der umstrittene evangelische Pfarrer Martin Michaelis ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtrates in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) gewählt worden. Michaelis war zur Kommunalwahl am 9. Juni als parteiloser Kandidat auf der Liste der AfD angetreten. Daher hatte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) im April ein Disziplinarverfahren gegen den Pfarrer eingeleitet und ihm die öffentliche Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung, beispielsweise Tauf- oder Abendmahlsfeiern, für die Dauer des Verfahrens untersagt.

Kritik kam von der SPD-Landeschefin in Sachsen-Anhalt, Juliane Kleemann. Die AfD sei als rechtsextrem eingestuft, sagte Kleemann, die selbst Pfarrerin der EKM ist: „Die Brandmauer gegen rechts muss mit aller Kraft aufrechterhalten werden.“ Die CDU in Quedlinburg habe einem Vertreter der AfD den Weg ins Stadtratspräsidium geebnet.

Quedlinburg: Debatte um Rolle der CDU

Der Landtagsabgeordnete und CDU-Fraktionsvorsitzende in Quedlinburg, Ulrich Thomas, wies die Anschuldigungen zurück. Es habe sich um eine geheime Wahl gehandelt, sagte Thomas dem Evangelischen Pressedienst (epd). Absprachen mit der AfD seien ihm nicht bekannt. Als zweitstärkste Fraktion stehe der Partei nach parlamentarischem Brauch ein Sitz im Stadtratspräsidium zu. „Ich kann daran nichts Verwerfliches finden“, sagte Thomas.

Thomas, nach eigener Aussage selbst Mitglied der evangelischen Kirche, kritisierte den Umgang der EKM mit Michaelis. „Das Disziplinarverfahren kommt einem Berufsverbot gleich“, sagte der Landtagsabgeordnete. Über dieses Verhalten der Landeskirche sei er entsetzt.