Umstrittener Pastor Latzel hält eigene Predigtreihe

Für die Gemeinde in Rentsweindorf ist die Einladung ein „Statement für die Freiheit“: An vier Tagen hintereinander predigt der konservative Theologe aus Bremen – was sowohl Fans als auch Kritiker auf den Plan ruft.

Olaf Latzel in seiner Bremer Wohnung (Archivbild)
Olaf Latzel in seiner Bremer Wohnung (Archivbild)Alasdair Jardine / epd

Coburg / Bremen. Eine viertägige Predigtreihe des umstrittenen Bremer Pastors Olaf Latzel in Rentweinsdorf bei Coburg sorgt für Aufregung . Die Reihe hat zum einen Fans des Theologen mobilisiert, aber auch Kritiker auf den Plan gerufen. Latzel (53), dem unter anderem homophobe Äußerungen vorgeworfen werden, predigt in der Dreieinigkeitskirche in Rentweinsdorf in Unterfranken seit Donnerstag jeden Abend bis zum Reformationstag – auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde.

Der Theologe ist im vergangenen Jahr vom Amtsgericht Bremen in erster Instanz wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt worden. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig, weil Latzel Berufung eingelegt hat.

„Wir wollten hin direkt erleben“

Der Gemeindepfarrer von Rentweinsdorf, Gerhard Barfuß, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), man habe vor der Einladung Latzels von dessen umstrittenen Äußerungen zur Homosexualität gewusst, ihn aber nicht nur darauf reduzieren wollen: „Wir haben ihn eingeladen, weil wir ihn einfach auch einmal direkt erleben wollen.“ Barfuß sagte, er habe Dutzende Mails mit Beschimpfungen wegen der Einladung Latzels erhalten, zumeist anonym. Auch telefonisch habe es Kritik gehagelt – aber nur von außerhalb seiner Gemeinde.

Demonstranten machen ihrem Ärger Luft

Dass die Einladung Latzels hohe Wellen schlagen werde, auch in den Medien, habe man erwartet. „Der Entschluss, Olaf Latzel einzuladen, ist einstimmig im Kirchenvorstand gefasst worden“, sagte der Pfarrer. Provokation und Medienpräsenz sei nicht das Ziel gewesen. Latzels Fan-Gemeinde sei groß, aus vielen Regionen kamen Anfragen, „ob die Veranstaltungen auch stattfinden.“ Am ersten Abend hätten auch einige Demonstranten ihren Unmut in Form von Bannern Luft gemacht.


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Nicht glücklich über die Einladung Latzels ist die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner. Sie verweist auf epd-Anfrage zwar auf das Kanzelrecht der Kirchengemeinden, wonach der Ortspfarrer entscheidet, wer in seiner Kirche predigen darf. Sie verstehe allerdings nicht, weshalb die Gemeinde ausgerechnet auf Latzel zugegangen sei. Dessen Handeln wirke sich spaltend unter Christen aus, seine Auslegung der Bibel polarisiere.

Auch ein Sprecher der Landeskirche sagte zu Latzels Einladung nach Franken: „Ob Herr Latzel in Rentweinsdorf auftritt, liegt im Entscheidungsbereich der Kirchengemeinde.“ In Bremen durfte Latzel nach dem Gerichtsurteil seinen Dienst auf Initiative der Bremischen Kirche zeitweise nicht ausüben. Seit einigen Monaten darf er aber wieder öffentlich sprechen, auch außerhalb der Hansestadt. Die Landeskirche machte ihm jedoch zur Auflage, sich im Tonfall zu mäßigen.

Kritik vom EKD-Ratsvorsitzenden

Der bayrische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hatte Latzels Aussagen bereits früher scharf kritisiert. „Intoleranz ist gegen das Evangelium, abwertende und diskriminierende Haltungen dürfen in der Kirche keinen Platz haben“, sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Die Aussagen von Olaf Latzel seien unerträglich: „Jesus steht für eine radikale Menschenliebe.“

Ortspfarrer Barfuß sagte, er sei kein „Fan“ von Latzel und vertrete selbst auch andere Positionen. Latzel habe sich aber unlängst für seine homophoben Äußerungen entschuldigt. Ihn am Reformationstag predigen zu lassen, sei somit auch ein „Statement für die Freiheit“.

Verfahren startet Anfang 2022

In einem Eheseminar hatte der streng konservative Pastor vor zwei Jahren unter anderem vor einer „Homolobby“ gewarnt, dabei fiel auch das Wort „Genderdreck“. Eine Aufnahme der Aussagen wurde damals mit Latzels Einwilligung im Internet veröffentlicht. Das neue Gerichtsverfahren gegen den Pastor wird voraussichtlich Anfang 2022 vor dem Bremer Landgericht beginnen. (epd)