Umstrittener Pastor Latzel darf wieder auf die Kanzel

Das kommt überraschend: Der wegen Volksverhetzung verurteilte Bremer Pastor darf wieder predigen – mit Auflagen. Darauf haben sich der Theologe und die Kirchenleitung nach einem Termin bei der Disziplinarkammer geeinigt.

Pastor Olaf Latzel in der Bremer Innenstadtkirche St. Martini (Archivbild)
Pastor Olaf Latzel in der Bremer Innenstadtkirche St. Martini (Archivbild)Alasdair Jardine / epd

Bremen. Der vorläufig vom Dienst enthobene Bremer Pastor Olaf Latzel darf wieder predigen. Der streng konservative Theologe, seine Gemeinde und die Kirchenleitung haben sich auf einen entsprechenden Vergleich geeinigt, wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorgeht. Auf ihrer Website kündigte die Gemeinde an, schon am kommenden Sonntag werde Pastor Latzel wieder den Gottesdienst halten: „Wir sind sehr dankbar, dass Gott unsere Gebete erhört hat und wir zu einer Einigung mit der Bremischen Evangelischen Kirche kommen konnten.“

Latzel ist als Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde im November des vergangenen Jahres vom Amtsgericht der Hansestadt wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt worden, die unterhalb der Grenze einer Vorstrafe liegt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, Latzel hat Berufung eingelegt. Bis zu einer endgültigen Entscheidung hatte ihn die Kirchenleitung vorläufig des Dienstes enthoben, ein schon Monate zuvor eingeleitetes kirchliches Disziplinarverfahren ruht. Vor der Disziplinarkammer der bremischen Kirche beantragte Latzel, die Freistellung auszusetzen – mit Erfolg.

Kammer empfiehlt „dringend“ Vergleich

In einem nichtöffentlichen Erörterungstermin am 22. März habe die Kammer Bedenken gegen die vorläufige Dienstenthebung geäußert und den Beteiligten „dringend“ einen Vergleich empfohlen, hieß es dazu. „Pastor und Gemeinde müssen sich deutlich von Hassbotschaften distanzieren, und Olaf Latzel muss sich bei den Betroffenen nochmals entschuldigen“, beschrieb Bremens leitender Theologe Bernd Kuschnerus im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) einen wichtigen Teil der Einigung.

In der evangelischen St. Martini-Kirche in Bremen predigt Olaf Latzel
In der evangelischen St. Martini-Kirche in Bremen predigt Olaf Latzelepd

Nach Auffassung des Amtsgerichtes hatte der Theologe in einem sogenannten „Eheseminar“ im Oktober 2019 zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Im Verlauf des Seminars warnte er unter anderem, Homosexualität sei eine „Degenerationsform von Gesellschaft“ und „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day“.

Der Konvent der St.-Martini-Gemeinde hatte sich im März uneingeschränkt hinter den Pastor gestellt. Latzel habe in „seinen Äußerungen zur praktizierten Homosexualität auf dem Eheseminar in keiner Weise gegen die aus seiner Ordination bestehenden Pflichten verstoßen“. Der Konvent beauftragte den Gemeindevorstand, alle juristischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die vollständige Wiedereinsetzung des Pastors zu erreichen.


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Mit Blick auf die vorläufige Dienstenthebung erläuterte Kuschnerus, die Kirchenleitung habe nach dem Urteil des Amtsgerichtes nicht anders handeln können. Latzels Äußerungen seien mit den Grundsätzen der bremischen Kirche nicht vereinbar. „Wir respektieren, dass das Kirchengericht bezüglich der Dienstenthebung juristisch eine andere Auffassung hat.“ Nach der Einigung gehe er davon aus, dass sich bei Pastor Latzel solche Äußerungen nicht mehr wiederholten: „Wir werden das im Blick behalten.“

Nach der vorläufigen Dienstenthebung war die Leitung der bremischen Kirche mit Hassmails und -briefen von Latzel-Anhängern überflutet worden. „Die Beteiligten verurteilen allseitig jegliche Form von Hassbotschaften, Beleidigungen oder Gewaltandrohungen“, heißt es in der nun verbreiteten Erklärung. Im Netz gab es schnell viele positive Reaktionen von Latzel-Anhängern auf die Einigung. „Unsere Herzen tanzen vor Freude“, ist beispielsweise auf Facebook zu lesen. „Bruder Latzel hat uns durch seine glasklare Verkündigung so viel weiter im Glauben gebracht.“ (epd)