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Umstrittene Hilfe aus der Luft

Am Freitag haben erste Transportflugzeuge der Bundeswehr Hilfsgüter über dem Gaza-Streifen abgeworfen – doch die Methode ist umstritten. Angesichts der massiven Hungerkrise und der Einschränkungen durch die israelische Regierung dringen die Vereinten Nationen auf die volle Wiederaufnahme der Hilfe über den Landweg. Fragen und Antworten zu der Luftbrücke:

Wie beteiligt sich die Bundesregierung an der Luftbrücke?

Auf Bitten Jordaniens beteiligt sich Deutschland erneut an einer internationalen Luftbrücke für den Gaza-Streifen. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums und des Auswärtigen Amts haben die ersten beiden Flüge der Luftwaffe am Freitagvormittag stattgefunden. Demnach seien 34 Paletten mit insgesamt knapp 14 Tonnen Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern abgeworfen worden. Deutschland beteiligt sich an dem Einsatz mit zwei Transportflugzeugen der Luftwaffe vom Typ A400M sowie mit Soldaten des Heeres, die die Hilfsgüter für den Abwurf verpacken. Deutschland, die USA und andere Staaten hatten bereits im Frühjahr 2024 Lebensmittel und weitere Hilfsgüter aus der Luft für die Bevölkerung im Gaza-Streifen abgeworfen.

Warum ist die Hilfe aus der Luft so umstritten?

Der Chef des Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, nennt die Methode ein „Ablenkungsmanöver“ von der humanitären Katastrophe im Gaza-Streifen. Sie sei teuer, ineffizient und könne sogar hungernde Zivilisten töten. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) kalkuliert, dass die Kosten für Abwürfe den Preis für entsprechende Lieferungen auf der Straße um das Siebenfache übersteigen. Vor allem die Kosten für Treibstoff schlagen zu Buche. Zudem bringen die Flugzeuge nur verhältnismäßig kleine Mengen zu den auf Hilfe angewiesenen Menschen.

Das WFP betont, es greife zu solchen Abwürfen „nur als letzte Möglichkeit“, etwa wenn Menschen auf dem Land- oder Seeweg gar nicht mehr erreichbar sind. Ein Beispiel sind extreme Wetterereignisse, die Menschen von der Außenwelt isolieren – oder Frontverläufe, die den Landweg blockieren. Der Gaza-Streifen jedoch ist grundsätzlich mit Hilfskonvois zu erreichen.

In welchen anderen Krisen wurde zuletzt Hilfe abgeworfen?

Zum Beispiel während des Bürgerkriegs in Syrien. In den Jahren 2016 und 2017 kam das WFP der Bevölkerung in der belagerten Stadt Deir-Ezzor aus der Luft zu Hilfe. Die damalige Einwohnerin, Rania Sarraj, die sich später dem WFP anschloss, sagte: „Ohne die Luftabwürfe des WFP wären wir gestorben.“

Sind im Gaza-Streifen bereits Menschen durch die Abwürfe verletzt worden?

Falls die Fallschirme sich nicht öffnen, rauschen die mehr als eine Tonne schweren, mit Hilfslieferungen beladenen Paletten mit hohem Tempo zu Boden. Am Sonntag berichtete der arabische Sender Al-Dschasira, dass durch einen israelischen Abwurf im Norden des Gaza-Streifens mindestens elf Menschen verletzt worden seien.

Wer übernimmt die Verteilung der Hilfe?

Nach der Landung der Hilfsgüter warten neue Schwierigkeiten: Wer übernimmt die gerechte Verteilung? Wer stellt sicher, dass die Waren nicht in die falschen Hände geraten? Humanitäre Organisationen sehen den Abwurf von Hilfe aus der Luft auch deshalb kritisch. Eine zielgerechte Verteilung sei auf diese Weise unmöglich, sagt etwa die Teamleiterin für die internationale Programmarbeit beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), Julia Meixner.

Ist der Landweg die bessere Lösung?

Ja, in dieser Einschätzung sind sich fast alle humanitären Fachleute einig. Vor der Abriegelung des Gaza-Streifens, mit der Israel auf den Terror-Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 reagierte, erreichten täglich rund 500 Lastwagen mit Hilfsgütern den Gaza-Streifen. UN-Organisationen verteilten die Güter an Hunderten Stellen. „Wir brauchen kein neues System“, sagte der WFP-Notfalldirektor Ross Smith mit Blick auf die Abwürfe. Israel müsse die bewährte Methode der Verteilung wieder zulassen.