Umgang mit Hakenkreuz auf Kirchturm in der Steiermark entschieden

Was macht man mit einem Hakenkreuz an der Kirchturmspitze, das man nur mit einem Hochleistungsteleskop sieht? Die Verantwortlichen in der Steiermark haben sich für eine pragmatische Lösung entschieden.

Nach der Aufregung um ein entdecktes Hakenkreuz am Kirchturm des Neuberger Münsters in der Steiermark haben eine eingesetzte Expertenkommission und die zuständige Diözese Graz-Seckau das weitere Vorgehen beschlossen. Die in den Wetterhahn in 66 Metern Höhe eingearbeitete kleine Swastika bleibt laut der Presseagentur Kathpress (Mittwoch) bis zur nächstmöglichen Gelegenheit, wenn das Symbol bei Arbeiten am Turm kostengünstig entfernt werden könne, am Kirchdach.

Bis dahin werde die Situation mit ihrer Geschichte im Eingangsbereich der Kirche schriftlich erläutert und der aktuelle Sachverhalt in einem wissenschaftlichen Beitrag veröffentlicht, erklärte Diözesansprecher Thomas Stanzer in einer Aussendung (Mittwoch). Nach Entfernung soll das Hakenkreuz als Zeitdokument im Diözesanmuseum Graz ausgestellt werden.

Das in 66 Metern Höhe mit bloßem Auge nicht sichtbare nationalsozialistische Zeichen sei der Kirche im Frühjahr gemeldet worden, teilte Diözesankonservator Heimo Kaindl mit. Lange habe es im Ort Gerüchte um eine Swastika auf dem Wetterhahn gegeben. Eine Anrainerin mit einem Hochleistungsteleskop konnte das Symbol schließlich identifizieren.

Eine zurate gezogene Historikerkommission, die das Thema wissenschaftlich untersuchte, kam zu dem Ergebnis, dass das Hakenkreuz auf eine jugendliche Mutprobe der Hitlerjugend zurückgehe. Die spezielle Form des Hakenkreuzes am Münster entspreche jener der von der Hitlerjugend gebräuchlichen Art, wie Kaindl recherchierte.

Die Historikerkommission geht zudem von einem Streich gegen den damaligen regimekritischen Pfarrer von Neuberg und die Kirche aus. Ortspfarrer Franz Monschein war von der Gestapo wegen seiner Systemkritik mehrere Wochen inhaftiert gewesen. Erzählungen aus dem Ort nach seien im Jahr 1938, zur Zeit als Reparaturen am Dach des Münsters vorgenommen worden waren, zwei im ehemaligen Stahlwerk beschäftigte Burschen mehrmals auf den Turm geklettert. In der Aussendung der Diözese heißt es, sie hätten Maß genommen, Schablonen gefertigt, Metallplatten gemacht und diese am Hahn angebracht; eine davon mit Hakenkreuz. Da seit damals niemand mehr oben beim metallenen Gockel gewesen sei, konnte das Symbol so lange unentdeckt bleiben.