Umfrage: Viele haben Angst vor realer Gewalt durch Hass im Netz

Online-Hass scheint viele Deutsche zu belasten. Dass viele Menschen Diskussionen im Netz fernbleiben, hat aber einen anderen Grund.

Hass im Netz fürchten die Teilnehmer einer Umfrage
Hass im Netz fürchten die Teilnehmer einer UmfrageImago / Photothek

In Beleidigungen im Netz sehen viele Internetnutzer laut einer Umfrage eine Bedrohung für die Gesellschaft. Knapp drei Viertel der Befragten sorgen sich, dass durch Online-Hass die reale Gewalt im Alltag zunimmt, teilte die Landesanstalt für Medien NRW in Düsseldorf mit. Laut der repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Landesanstalt hat der Anteil der Menschen, die Hassrede im Netz wahrnehmen, zugenommen (2016: 65 Prozent; 2024: 78 Prozent).

Trotz der gefühlten Bedrohung beeinflusst Hassrede die Beteiligung der Menschen am Online-Diskurs offenbar nur bedingt. Zwar erklärten 57 Prozent, noch nie öffentlich online diskutiert zu haben. Angst vor hasserfüllten Reaktionen ist aber nur bei neun Prozent Grund dafür. Fast die Hälfte ist einfach nicht am Austausch mit Fremden interessiert. Nur rund 16 Prozent aller Befragten gaben an, sich in den vergangenen Monaten aktiv an Diskussionen im Netz beteiligt zu haben.

Hass im Netz: Jüngere wünschen sich Moderation

Laut Landesmedienanstalt findet die politische Meinungsbildung nicht nur online statt. Mit Blick auf wöchentliche Nutzung sind die häufigsten Informationsquellen TV (71 Prozent), Radio (68 Prozent) und der Austausch im persönlichen Umfeld (67 Prozent). Online-Medien folgen erst auf Platz vier mit 64 Prozent.

Als wirksamste Maßnahme gegen die Bekämpfung von Hassrede wird strafrechtliche Verfolgung wahrgenommen (77 Prozent). Besonders jüngere Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 24 Jahren sind zudem überzeugt, dass das Posten von Kommentaren nur unter Moderation möglich sein sollte.

Transparente Richtlinien gefordert

Auf die Frage, was passieren müsste, um wieder an öffentlichen Online-Diskussionen teilzunehmen, antworteten 40 Prozent der unter 25-Jährigen und 27 Prozent aller Befragten, dass sie transparentere Richtlinien und Entscheidungsprozesse der Plattformen – etwa beim Löschen von Kommentaren – begrüßen würden.

Für die Studie wurden laut Landesmedienanstalt vom 17. bis 24. Juli 1.003 Menschen in Deutschland befragt. Die Teilnehmer waren Internetnutzer im Alter ab 14 Jahren.