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Umfrage: Viele Eltern kämpfen mit plötzlichen Kita-Schließungen

Eltern unter Druck: Eine Umfrage zeigt, dass Kitas, Ganztagsschulen und Co. oft unzuverlässig sind. Die Konsequenzen treffen vor allem Mütter.

Die Kinderbetreuung in Deutschland funktioniert einer Umfrage zufolge nicht zuverlässig. Knapp 60 Prozent der erwerbstätigen oder arbeitssuchenden Eltern mit Kindern in Kita und Co. waren im vergangenen Herbst mit Kürzungen der Betreuungszeiten und/oder kurzfristigen zeitweiligen Schließungen der Einrichtung konfrontiert. Das teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch in Düsseldorf mit. Rund 29 Prozent von rund 1.000 Befragten berichteten demnach von zwei oder mehr ausgefallenen Betreuungstagen innerhalb von drei Monaten; knapp vier Prozent sogar von mehr als zehn Tagen. Ein erheblicher Teil der Betroffenen, vor allem Mütter, mussten ihre Arbeitszeit reduzieren, um eine Betreuungslücke zu schließen.

Die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung, Bettina Kohlrausch, forderte, der Staat müsse einerseits Betreuungsangebote ausbauen. Anderseits müsse er die Qualität und Zuverlässigkeit bestehender Angebote sicherstellen. “Ganz offensichtlich ist schon die personelle Ausstattung der bereits existierenden Angebote nicht ausreichend”.

Für die repräsentative Studie waren im Dezember vergangenen Jahres bundesweit ausgewählte erwerbstätige und arbeitsuchende Mütter und Väter befragt worden, die ihre Kinder in einer Kita, bei Tageseltern oder in einer Ganztagsschule betreuen lassen. Die Befragung wurde vom Meinungsforschungsinstitut Kantar durchgeführt.

Von den befragten Eltern gaben der Stiftung zufolge 44 Prozent an, dass die Einrichtung in den drei Monaten vor der Befragung im Dezember kurzfristig und ungeplant geschlossen hatte, beispielsweise wegen Personalmangels bei Erkrankungen. Bei ebenfalls 44 Prozent kam es zu Verkürzungen der vereinbarten Betreuungszeiten. Da ein Teil der Eltern sowohl von Kürzungen als auch von Schließungen berührt war, kommt die Stiftung auf eine Gesamtquote von 59,2 Prozent.

Mütter stellen die Ausfälle häufiger vor Probleme im Berufsalltag als Väter, wie es hieß. So gaben 40 Prozent der Mütter an, sie hätten zeitweilig ihre Arbeitszeit reduziert, um die Kinder zu betreuen. Unter den Vätern waren es nur 33 Prozent. 64 Prozent der betroffenen Männer, die in heterosexuellen Partnerschaften leben, gaben an, ihre Partnerin sei eingesprungen, um die Betreuungslücke zu schließen. Unter den Frauen sagten das 48 Prozent über ihren Partner.