Umfrage: Nur jeder Zweite fühlt sich von Politik respektiert
Menschenwürde kommt jedem Menschen zu und kann nicht gemessen werden. Anders sei es bei der “Sozialen Würde”. Die erfahre man, wenn man mit Respekt behandelt werde, so Forscher der Uni Mannheim. Das könne man messen.
Einer neuen Umfrage zufolge fühlt sich nur jeder zweite Bundesbürger von der Politik mit Respekt behandelt. Es bestehe eine Lücke zwischen erwarteter und erfahrener Würde, heißt es in einer am Dienstag von der Universität Mannheim veröffentlichten Studie. Diese “Würde-Lücke” sei umso größer, “je stärker die erfahrene Würde hinter der erwarteten Würde zurückbleibt”.
Aus Sicht der Bürger liege “die größte Würde-Lücke und der Kern des Würdeproblems in der Politik – und nicht in der Gesellschaft oder der Wirtschaft”, betonen die Studienautoren. Denn eine deutliche Mehrheit in Deutschland empfinde ihren eigenen Beitrag in Beruf, Gesellschaft und Demokratie als wertvoll und nützlich.
Zwei Drittel der Befragten fühlten sich von der Gesellschaft und in der Arbeitswelt mit Respekt behandelt. Aber nur 47 Prozent der Deutschen fühlten sich von der Politik mit Respekt behandelt.
“Die mit Abstand größte Würde-Lücke wird von Wählern der AfD empfunden”, schreiben die Mannheimer Universitätsprofessoren Oliver Spalt und Richard Traunmüller. “Würde-Lücken” seien bei Frauen, Ostdeutschen und Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, vor allem aber bei Menschen ohne Hochschulabschluss stärker ausgeprägt.
Die “ausgeprägten Würde-Lücken” seien klare Problem-Indikatoren. Sie dürften sich auf die Lebenszufriedenheit, die wirtschaftliche Produktivität “und die demokratische Stabilität in der Gesellschaft auswirken”.
Die Menschenwürde ist in Artikel 1 des Grundgesetzes verbürgt: “Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt”, heißt es dort. Die Wissenschaftler orientieren sich jedoch am Begriff der “Sozialen Würde”, die den Menschenwürdebegriff auf die tatsächlichen Erfahrungen der Menschen übertrage. Soziale Würde erfahre man, wenn man mit Respekt behandelt und als gleichwertiges Individuum ernst genommen werde.
Die Forscher betonen, über das German Internet Panel – einer Langfriststudie der Universität Mannheim – lägen “völlig neuartige Daten” vor, mit denen die Würde in Deutschland messbar gemacht werden könne. Bei der Studie werden seit 2012 regelmäßig in ganz Deutschland mehr als 3.500 Personen zu den verschiedenen Themen online befragt.