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Umfrage: Jüdische Studierende fühlen sich bedroht

Nach einer Umfrage der Jüdischen Studierendenunion (JSUD) fühlen sich viele jüdische Studierende an den Hochschulen in Deutschland nicht mehr sicher. Berichtet werde von einem angespannten und feindseligen Klima auf dem Campus, von Mobbing, Ausgrenzung bis zu konkreten Bedrohungen, sagte JSUD-Präsident Ron Dekel am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Ergebnisse. Auch nicht-jüdische Studierende würden Ziel von Anfeindungen, wenn sie sich solidarisch zeigen.

Antisemitische Äußerungen und Haltungen erlebten an den Unis eine „schleichende Normalisierung“. Sie würden bagatellisiert oder es herrsche Gleichgültigkeit. Israelbezogener Antisemitismus werde von den Hochschulleitungen vielfach stillschweigend geduldet. „Die Unis ducken sich weg“, kritisierte Dekel.

Antidiskriminierungsstellen an den Unis, die auch für Antisemismus zuständig sind, würden zudem als inaktiv oder inkompetent wahrgenommen. Immer wieder hingen deren Vertreter selbst der postkolonialen Theorie an, wonach Israel ein Kolonialstaat sei.

Als Folge wählten viele jüdische Studierende ihre Seminare nicht mehr nach Themen sondern nach der Sicherheitslage, sagte Dekel. Andere pausierten oder überlegten, ins Ausland zu gehen. Dekel sprach von einem „Armutszeugnis“ für die deutschen Hochschulen.

Für die nicht-repräsentative Umfrage wurden zwischen Mitte März und Mitte April 78 Personen unter anderem online befragt. Laut der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) hat sich die Zahl der antisemitischen Vorfälle an Hochschulen im Jahr 2024 auf 450 verdreifacht.