Umfrage: Mehrheit der Israelis will vorgezogene Wahlen

Was ist im Gazakrieg wichtigstes Ziel und wie stellen sich Israelis die Zukunft vor? Eine Umfrage des Jerusalemer „Israel Democracy Institute“ gibt Einblicke.

Eine Mehrheit der Israelis sieht die Geiselbefreiung als oberstes Kriegsziel, wünscht sich vorgezogene Wahlen und spricht sich gegen einen palästinensischen Staat aus. Das sind Ergebnisse einer am Dienstagabend veröffentlichten Umfrage des Jerusalemer „Israel Democracy Institute“ (IDI).

Demnach gaben 51 Prozent der Befragten an, die Befreiung der Geiseln aus der Gewalt der Terrormiliz Hamas sollte das Hauptziel des Krieges sein, während 36 Prozent der Meinung sind, dass der Sturz der Hamas das Hauptziel sein sollte. Bei der Bewertung der Kriegsziele traten laut IDI besonders große Unterschiede zwischen den befragten jüdischen und arabischen Israelis auf. Während 47 Prozent der Juden die Geiselbefreiung priorisierten, lag ihr Anteil unter arabischen Israelis bei 69 Prozent. Die Vernichtung der Hamas sahen 42 Prozent der Juden und 8 Prozent der Araber als Hauptziel.

Ebenfalls auffällig war demnach die unterschiedliche Bewertung aufgeschlüsselt nach den Parteien, für die die Befragten in den letzten Wahlen gestimmt hatten. Wähler rechter und strengreligiöser Parteien neigten mehrheitlich dazu, den Sturz der Hamas als Hauptziel zu sehen, während Wähler von linken Parteien sowie des Zentrums die Geiselbefreiung als wichtiger bewerten. Für eine Priorisierung der Geiselfrage sprachen sich mehr Frauen (53 Prozent) als Männer (40 Prozent) aus.

Insgesamt 71 Prozent der Befragten sind dagegen, die nächsten Parlamentswahlen erst am vorgesehenen Termin im November 2026 durchzuführen. Stattdessen sprachen sich 38 Prozent dafür aus, nach dem Ende des Kriegs Wahlen abzuhalten, während weitere 33 Prozent sich wünschen, dass die Wahlen jetzt angekündigt und in rund drei Monaten abgehalten werden. Besonders starken Zuspruch fand die sofortige Wahlankündigung bei linken Israelis (71 Prozent), während nur elf Prozent rechter Israelis dies befürworten.

Mit Blick auf ein Nachkriegsszenario befürworteten 69 Prozent der arabischen Befragten ein Abkommen, das zur Gründung eines palästinensischen Staates führen würde. Auf jüdischer Seite lag der Zuspruch dazu lediglich bei 29 Prozent, die Ablehnung bei 59 Prozent. Auf der Linken fand der Vorschlag einen Zuspruch von 78 Prozent, während rechtsgerichtete Juden sich mit 79,5 Prozent dagegen aussprachen.

Für die Umfrage wurde nach IDI-Angaben eine landesweit repräsentative Stichprobe der erwachsenen Bevölkerung in Israel ab 18 Jahren telefonisch befragt, 619 Männer und Frauen auf Hebräisch und 153 auf Arabisch.