Umfrage: Deutlich mehr Ukrainer misstrauen der Kirche

In der ukrainischen Gesellschaft genießen christliche Kirchen laut einer Umfrage momentan weniger Ansehen als noch vor einem Jahr. Nur noch 38 Prozent der erwachsenen Ukrainer vertrauten aktuell der Institution Kirche, berichtete das Meinungsforschungsinstitut KIIS am Montag in Kiew. Nach Konfessionen wurde dabei nicht unterschieden.

Im Dezember 2022 hatten demnach noch 44 Prozent und im Dezember 2021 sogar 51 Prozent der Kirche ihr Vertrauen ausgesprochen. Laut dem Institut misstrauen nun 31 Prozent der Kirche. Vor einem Jahr seien es 22 Prozent und vor zwei Jahren 24 Prozent gewesen. Im Westen des Landes vertrauen der Kirche weiter mehr Menschen als im Osten, wo dies nur für 24 Prozent gilt (2022: 42 Prozent).

Das Kiewer Internationale Institut für Soziologie (KIIS) befragte nach eigenen Angaben vom 29. November bis 9. Dezember 1.031 Erwachsene telefonisch in allen ukrainischen Regionen, die von der Regierung in Kiew kontrolliert werden. Dabei ging es um zwölf Institutionen oder Personen. Spitzenreiter sind die ukrainischen Streitkräfte, denen unverändert 96 Prozent vertrauen. Es folgen deren Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj, die Freiwilligen, Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj, der Geheimdienst und die Polizei.

Die übrigen abgefragtem Institutionen schnitten schlechter ab als die Kirche. Staatsanwälten vertrauen nur 9 Prozent, Gerichten 12 Prozent, dem Parlament 15 Prozent, hieß es. Die Regierung kam auf 26 Prozent, ukrainische Massenmedien auf 29 Prozent. Alle von ihnen büßten Vertrauen ein.

Mitverantwortlich für den Vertrauensverlust der Kirche könnte laut Beobachtern der Streit um die als prorussisch kritisierte Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) sein. Die Regierung wirft Geistlichen dieser Kirche eine Unterstützung russischer Truppen beim Angriffskrieg gegen die Ukraine vor. Mehrere Priester wurden bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt. Laut Umfragen befürwortet eine Mehrheit der Ukrainer ein Verbot dieser Kirche.