Ukrainischer Wissenschaftler: „Es ist ein Krieg historischer Traumata“

Roman Dubasevych, Professor für Ukrainische Kulturwissenschaft, bezeichnet den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine als „Krieg der Kulturen“ – und sieht kein Anzeichen für ein baldiges Ende.

Die Chancen auf ein baldiges Kriegsende sieht der ukrainische Kulturwissenschaftler Roman Dubasevych skeptisch. (Symbolbild)
Die Chancen auf ein baldiges Kriegsende sieht der ukrainische Kulturwissenschaftler Roman Dubasevych skeptisch. (Symbolbild)Imago / ZUMA Wire

Der Greifswalder Professor für Ukrainische Kulturwissenschaft, Roman Dubasevych, bezeichnet den militärischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine als „Krieg der Kulturen“. Es sei „bemerkenswert, dass beide Seiten ihren Kampf nicht nur als Verteidigung gegen eine militärische Bedrohung interpretieren, sondern als Kampf um das Überleben ihrer Zivilisation“, sagte Dubasevych dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eine besondere Rolle spiele die Verarbeitung historischer Traumata, wobei beide Seiten den Akzent ausschließlich auf die negativen Episoden der langen gemeinsamen Geschichte legten. Während für Russland unter Präsident Wladimir Putin die Annäherung der Ukraine an den Westen „uralte Einkreisungs- und Unterlegenheitsreflexe aktivierte, die auf die polnischen, französischen oder deutsche Invasionen zurückgingen, fühlen sich die Ukrainer durch die brutale Vorgehensweise Russlands in ihrer Vorstellung bestätigt, dass Russland schon immer ein Henker des ukrainischen Volkes war“.

Kein baldiges Kriegsende

Die Chancen auf ein baldiges Kriegsende sieht der Wissenschaftler skeptisch. Zwar könne es sein, dass es in den nächsten Wochen auf einer der beiden Seiten zu einem militärischen Kollaps komme und die kriegerischen Handlungen ein Ende fänden. Gleichzeitig schwinde das Vertrauen zwischen beiden Seiten mit jedem Kriegstag, womit jeder Kompromiss für beide Parteien einer Selbstvernichtung gleich komme. Dubasevych: „Beide träumen daher vom Sieg.“