Udo Lindenberg und seine religiöse Seite

Seit langem ist der Hamburger Kiez-Pfarrer Karl Schultz mit dem Musiker befreundet. Zu Udo Lindenbergs 75. Geburtstag verrät der Theologe, wie die Freundschaft entstanden ist und wie bedeutend Lindenbergs Bilder-Zyklus „Die Zehn Gebote“ ist.

Schnappschuss einer Freundschaft: Der Hamburger Pfarrer Karl Schultz, gebürtiger Mecklenburger, und Udo Lindenberg
Schnappschuss einer Freundschaft: Der Hamburger Pfarrer Karl Schultz, gebürtiger Mecklenburger, und Udo LindenbergPrivat

Herr Schultz, mit Udo Lindenberg feiert sicher eine der prägendsten Gestalten der deutschsprachigen Rockmusik am 17. Mai ihren 75. Geburtstag. Sie beide kennen sich schon seit Langem persönlich. Wie ist die Verbindung zu Udo Lindenberg zustande gekommen?
Karl Schultz: Zuerst mal nur über seine Musik. Ich gehöre zu einer Generation, die damit ein Stück weit groß geworden ist. Ich komme aus Ostdeutschland, da haben wir diese Musik besonders geliebt. Er hatte immer einen starken Akzent zum Osten hin und hat für die Deutsche Einheit sicher mehr getan als so mancher Politiker mit seinen Sonntagsreden. Seine Lieder haben immer deutlich gemacht, dass er viele Fans im Osten hatte und ihm auch daran gelegen war, mit ihnen zusammenzukommen. Das ist ja nach der Wende dann auch reichlich geschehen.

So wie mit Ihnen?
Ich bin nach der Wende nach Hamburg gekommen und habe ihn da persönlich getroffen. Wir kamen damals über seinen Bilder-Zyklus „Die Zehn Gebote“, den er bei uns in der Kirche St. Joseph ausgestellt hat, in Verbindung. Ich habe dann den Kontakt zum katholischen Bonifatiuswerk hergestellt, und wir haben die Bilder in der Folge mit großem Erfolg beim Libori-Fest in Paderborn und beim Kirchentag in Münster ausstellen können. Das war für Udo eine besondere Geschichte, dass man sich so über seine Kunst gefreut hat, weil gerade diese beiden Bistümer als eher konservativ gelten.

Udo in Aktion
Udo in AktionPeter Endig / epd

Eine große Kirchennähe wird Udo Lindenberg ja tatsächlich nicht nachgesagt. Er ist evangelisch getauft, aber schon als junger Mann ausgetreten und bezeichnet sich heute selbst als religiösen Freiglauber. Sind Kirche und Glaube denn häufige Gesprächsthemen bei Ihnen?
Wir reden natürlich privat über viele Dinge, auch über Kirche und Glaube. Ich habe ihn zum Beispiel zuletzt auch über das katholische Verständnis der Ehe beraten, als er die Themen Zölibat und „Ehe für alle“ angehen wollte. In seiner Show hat er dann eine Nummer gemacht, in der zwei Kardinäle aus einer Glocke heruntergeschwebt kamen und dann geheiratet haben. Wenn er so etwas macht, dann will er nicht einfach Gefühle verletzen. Sondern er erkundigt sich vorher, behält aber natürlich seine zurecht kritische Haltung gegenüber der Kirche bei. Das finde ich recht souverän.

Das heißt, Religion und Kirche sind für Lindenberg wichtige Angelegenheiten?
Schon wenn so ein Rockstar sich so mit den Zehn Geboten auseinandersetzt wie Udo in seiner Malerei, ist es ja unumgänglich, dass er sich auch mit Gott beschäftigt. Er hat ja außerdem ein Lied mit dem Titel „Interview mit Gott“ geschrieben. Insofern ist da schon eine religiöse Dimension, die ich aber nicht mit irgendeiner bestimmten Kirchlichkeit verwechseln will.

Aber er ist schon ein spiritueller Mensch?
Er ist in erster Linie mal Künstler und ein sehr freier Geist. Er macht in seinen Liedern deutlich, dass er eine Ahnung davon hat, dass es mehr gibt als das menschliche Hirn. Das drückt er aber mit seinen eigenen Worten aus, obwohl es in seinen Liedern der letzten zehn Jahre auch durchaus Vokabular gibt, dass uns in der Kirche vertraut ist.

Gibt es Lieder von Lindenberg, die sie persönlich besonders berühren?
Natürlich sind da frühe Lieder, wie „Sonderzug nach Pankow“, in denen er eben seine Verbindung zu den Menschen im Osten deutlich gemacht hat. Aber auch gerade in der jüngsten Vergangenheit gibt es etliche Lieder, die mich berühren, da kann ich kein einzelnes herausgreifen. (KNA)