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Türkische Nationalisten kritisieren Papstbesuch als Inszenierung

Der Papstbesuch als “Kreuzzug”? Türkische Nationalisten argwöhnen, der Vatikan wolle ehemals christliche Gebiete des Landes zurückerlangen. Ihre Proteste gegen Leo XIV. bleiben aber selbst bei Verbündeten ungehört.

Der Besuch von Papst Leo XIV im antiken Nizäa hat den Zorn der türkischen Nationalistenpartei MHP geweckt. Beim gemeinsamen Gebet des Papstes mit dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel und Geistlichen anderer christlicher Konfessionen im heute türkischen Iznik seien “gezielte Botschaften an die christliche Welt” gesendet worden, erklärte der MHP-Vizevorsitzende Semih Yalcin nach Berichten türkischer Zeitungen am Sonntag. Mit der “Inszenierung” auf türkischem Boden seien “historische und religiöse Spaltungen geschürt” worden. Das habe “Unbehagen in der türkischen Öffentlichkeit” verursacht.

Die rechtsnationalistische MHP befindet sich seit 2018 im Bündnis mit der AKP, der Regierungspartei von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Die MHP (Milliyetci Hareket Partisi, Partei der Nationalistischen Bewegung) stützt Erdogans Regierung von außen; der Staatspräsident ist im Parlament auf ihre Stimmen angewiesen.

Türkische Nationalisten hatten zuvor die Behauptung aufgestellt, dass der Vatikan sich die vormals christlichen Gebiete von Anatolien zurückholen wolle. Staatspräsident Erdogan hatte sich über ihre Bedenken hinweggesetzt und den Papst zum Auftakt seines Besuches in Ankara mit militärischen Ehren empfangen. Bei einem anschließenden Treffen betonten Papst und Präsident ihre gemeinsame Wertschätzung von Frieden, Religionsfreiheit und Familie.