Das gesellschaftliche Klima in den USA ist deutlich rauer geworden. Menschen lateinamerikanischer Herkunft stehen unter Generalverdacht, sich illegal im Land aufzuhalten, und leben in der ständigen Sorge, von der Einwanderungspolizei willkürlich verhaftet zu werden. Auch für schwarze Amerikanerinnen und Amerikaner hat sich die Lage seit Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident im Januar spürbar verschlechtert.
Bereits am Tag seiner Amtseinführung hob Trump sämtliche Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion auf. Diese Initiativen sollten einerseits Menschen fördern, die sonst kaum eine Chance auf qualifizierte Stellen hätten, und andererseits strukturellem Rassismus entgegenwirken. Über Vorgaben an Behörden und staatliche Auftragnehmer wird dieser Anti-Diversitätskurs auch in die Privatwirtschaft getragen.
Trump stoppt Diversity-Initiativen
Der veränderte Blick auf solche Programme zeigt sich drastisch in Äußerungen konservativer Aktivisten. Sie bezeichnen nicht-weiße oder weibliche Personen in verantwortlichen Positionen als “DEI-hire” (Abkürzung für diversity, equity, and inclusion). Damit wird suggeriert, sie verdanken ihren Job nicht ihren Fähigkeiten, sondern allein Quotenregelungen oder Diversity-Vorgaben. So wird ihre Kompetenz grundsätzlich infrage gestellt und ihre berufliche Leistung entwertet.
Nach Trumps Anordnung, sämtliche Diversitätsprogramme einzustellen, haben Bundesbehörden ihre Internetauftritte überarbeitet. Nach Angaben des Nachrichtenportals Axios wurden 6.769 Datensätze gelöscht, darunter auch solche zur Müttersterblichkeit und zur Sichelzellenkrankheit, die schwarze Menschen überproportional betreffen. Nach Protesten wurden einige Seiten zwar wiederhergestellt. Forscherinnen und Forscher berichten laut Axios jedoch, dass ein Großteil der entfernten Materialien verschwunden bliebe.

Schwarze Frauen sind besonders betroffen
Besonders hart trifft diese neue Politik schwarze Frauen. Wie das US-amerikanische Nachrichtenportal Axios berichtet, ist ihre Arbeitslosenquote deutlich auf 7,7 Prozent gestiegen und liegt damit klar über der allgemeinen Quote. Die “New York Times” erklärte bereits im Sommer, dass wegen Trumps radikalem Kürzungskurs bei den Bundesbehörden überproportional viele schwarze Beschäftigte und unter ihnen wiederum besonders Frauen ihre Arbeit verloren haben.
Die Zeitung zitierte eine Analyse der Gender-Ökonomin Katica Roy, dass zwischen Februar und Juli dieses Jahres 319.000 Arbeitsplätze von schwarzen Frauen im öffentlichen und privaten Sektor verloren gingen. Sie wären die einzige größere weibliche demografische Gruppe, die in diesem fünfmonatigen Zeitraum signifikante Arbeitsplatzverluste verzeichnete.
Mehrere schwarze Frauen in Spitzenpositionen wurden bereits entlassen oder unter erheblichen Druck gesetzt. Dazu gehört etwa Carla Hayden, die erste schwarze und erste weibliche Direktorin der Library of Congress, der wichtigsten Bibliothek des Landes. Ins Visier genommen wurden außerdem Lisa Cook, die erste schwarze Frau im Vorstand der US-Notenbank, sowie Letitia James, die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats New York.
Schwarze Literatur aus Schulen und Bibliotheken verbannt
Auch schwarze Stimmen im Bereich der Kultur geraten zunehmend unter Druck. In Schulen und Bibliotheken, die vom Verteidigungsministerium verwaltet werden, sind 591 Bücher von schwarzen Autorinnen und Autoren verboten worden, darunter Werke der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison und der bekannten Schriftsteller Maya Angelou und Ibram X. Kendi, so das Portal Axios.
Der Trend ist nicht neu. Die Schriftstellervereinigung Pen America hat im Februar diesen Jahres in einem Bericht über Bücher, die aus Schulbibliotheken entfernt wurden, festgestellt, dass von den 4.218 verbannten Büchern 1.534 von einen People-of-Color-Bezug hatten. Nach Angaben von Pen America sind aber auch Bücher über Menschen mit Behinderung, Einwanderer, soziales Engagement und Mobbing sowie über sexuelle Minderheiten aus Schulbibliotheken verschwunden.
Trump will Geschichte umgeschrieben
Wie sich der US-Präsident die Geschichte seines Landes vorstellt, hat er mit der Anordnung “Restoring Truth and Sanity to American History” deutlich gemacht. Die nationale Geschichte soll “positiver” erzählt werden. Das ist nicht unwichtig im Hinblick auf die anstehende 250-Jahr-Feier der USA im nächsten Jahr. Kritiker sehen darin den Versuch, Rassismus, Sklaverei und die lange Bürgerrechtsgeschichte zu relativieren und schwarze Perspektiven an den Rand zu drängen.
