“Ohne Grenzen, Recht und Ordnung und Religion hat man wirklich kein Land mehr.” US-Präsident Donald Trump hat bei der Gedenkfeier für den ermordeten christlich-fundamentalistischen Aktivisten Charlie Kirk der Religion eine zentrale Bedeutung für die amerikanische Gesellschaft zugesprochen. Unter dem Beifall der rund 90.000 Besucher in der vollbesetzten Football-Arena in Glendale/Arizona legte er nach: “Wir wollen Gott wie nie zuvor zurück in unser wunderschönes Amerika bringen.”
Die Trauerfeier als eine Mischung aus Religion und Politik deute auf die Zukunft der Maga-Bewegung hin, kommentierte die britische “BBC” anschließend. Als “Maga-Bewegung” werden in Anlehnung an Trumps Motto “Make America great again” die eingefleischtesten Anhänger des Präsidenten bezeichnet. Der Gottesdienst sei eine Machtdemonstration gewesen, die Politik und Religion miteinander verband und den christlichen Nationalismus in den Mittelpunkt von Trumps Maga-Bewegung stellte, kommentierte “The Guardian”. Außerdem sei Kirk als Märtyrer dargestellt worden, der bei zukünftigen Wahlen als verbindendes Element dienen könnte. “Heute ist der Tag, an dem die Demokraten 2028 verloren haben”, schrieb Meghan McCain, die Tochter des verstorbenen republikanischen Senators John McCain.
Trump im Bibel-Museum: “Eine Nation unter Gott”
Zwei Tage vor der Ermordung Kirks sprach Trump im Bibel-Museum in Washington vor der Kommission für Religionsfreiheit genau zu diesem Thema – wenngleich seine Äußerungen von den Medien deutlich weniger beachtet wurden als nach dem Attentat. “Wenn der Glaube schwächer wird, scheint unser Land schwächer zu werden. Wenn der Glaube stärker wird, geschehen gute Dinge für unser Land”, sagte Trump damals. Es sei erstaunlich, wie das zu funktionieren scheine. Unter seiner Regierung werde die Identität als “eine Nation unter Gott” wieder hergestellt: “Wir sind eine Nation unter Gott – und das werden wir immer sein.”
Wie das gelingen soll, machte Trump an einigen Beispielen deutlich: So werde das Bildungsministerium neue Richtlinien zum Schutz des Rechts auf Gebet in den öffentlichen Schulen herausgeben. Mit Blick auf die 250-Jahr-Feier zur Unabhängigkeit der USA im kommenden Jahr hätten sich mehr als 70 Glaubensgemeinschaften und Kirchen zusammengeschlossen, um an der Initiative “America Prays” teilzunehmen, teilte der Präsident mit. “Wir haben Amerikas große Glaubensgemeinschaften eingeladen, für unser Land, für unser Volk und für den Frieden in der Welt zu beten.”
Kirks Jugendorganisation. Tour an den Universitäten
Bei der geplanten Aufwertung der Religion in den USA spielt Kirks Jugendorganisation “Turning Point USA” (Wendepunkt USA) eine Rolle. Sie hat ihre Veranstaltungen bereits fortgesetzt und kann dabei auf namhafte Redner und Unterstützer aus dem Maga-Kosmos bauen. Aktiv sind die konservative Kommentatorin Megyn Kelly oder der rechtspopulistische Podcaster Tucker Carlson, die in den nächsten Tagen und Wochen Auftritte im Rahmen der “Turning Point Tour” an US-Universitäten absolvieren werden.
Im Februar meldete das Meinungsforschungsinstitut Pew, dass sich derzeit etwa 62 Prozent der US-Amerikaner als Christen bezeichnen. Damit sei der Wert erstmals seit langer Zeit sogar marginal gestiegen und ein 2007 begonnener Abwärtstrend vorerst gestoppt. Charlie Kirks Witwe Erika sagte auf der Trauerfeier ihres Mannes, Menschen aus allen Schichten hätten sich durch Charlies gewaltsamen Tod wieder mit dem Thema Glauben befasst. Manche hätten gar zum ersten Mal in ihrem Leben eine Bibel aufgeschlagen. Daran müsse man anknüpfen: “Beten Sie wieder. Lesen Sie die Bibel noch einmal. Gehen Sie nächsten Sonntag in die Kirche – und am Sonntag darauf. Und befreien Sie sich von den Versuchungen und Fesseln dieser Welt.”
