Artikel teilen:

Trotz KI-Boom bleiben Lücken – Breite Mehrheit will mehr wissen

Mehr Nutzung, aber auch mehr Skepsis: Viele Menschen sehen Künstliche Intelligenz (KI) offenbar mit gemischten Gefühlen. Vor allem beim Datenschutz zeigt sich Nachholbedarf – und auch für bestimmte Berufsgruppen.

Die meisten Menschen in Deutschland haben zwar schon von Künstlicher Intelligenz (KI) gehört – kennen sich aber höchst unterschiedlich damit aus. Über die Hälfte derjenigen, die den Begriff kennt, kann sich nach eigenen Worten nur grob etwas darunter vorstellen: Das zeigt der “Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz”, der am Dienstag vorgestellt wird und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorab vorliegt. 96 Prozent der Befragten können mit dem Begriff etwas anfangen; bei der vorigen Studie 2023 waren es noch zehn Prozent weniger.

Auch das Verständnis von KI hat sich demnach gewandelt. Wurde vor zwei Jahren vor allem Robotik genannt, verbindet heute eine Mehrheit mit diesem Begriff generative KI, also Sprachassistenten oder KI-erstellte Bilder und Videos. Die meisten Befragten sehen in dieser Entwicklung sowohl Chancen als auch Risiken – sowohl für sich persönlich als auch für die Gesellschaft. 38 Prozent erklärten, in der KI-Nutzung für sich selbst Chancen zu erkennen; unter Jüngeren ist diese Gruppe größer (49 Prozent der 12- bis 19-Jährigen). Zuversichtlich für gesellschaftliche Entwicklungen zeigten sich dagegen nur 31 Prozent.

Untersucht wurden im “Kompass” auch vier verschiedene Berufsgruppen: Lehrkräfte, Angestellte im öffentlichen Dienst, Pflegekräfte und IT-Fachleute. Pflegekräfte trauten sich im Umgang mit KI eher wenig zu, sagte Studienleiter Niels Brüggen der KNA. “Perspektivisch sollen sie aber pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige im Umgang mit digitalen Tools unterstützen, diese auch selbst im Berufsalltag nutzen.” Dies betreffe etwa den Einsatz von Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGas); jedoch suchten Pflegekräfte bislang seltener nach Fortbildungsmöglichkeiten als etwa Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Bei diesem strukturellen Mangel gelte es nachzusteuern.

Grundsätzlich bräuchten Menschen “für den Alltag ein breiteres Set am Kompetenzen”, erklärte Brüggen. So stufen es laut “Kompass” rund 80 Prozent der Befragten als wichtig ein, technische Probleme selbst lösen zu können – doch nur knapp die Hälfte traut sich dies (eher) zu. Als wichtig wird es zudem angesehen, die Glaubwürdigkeit von Quellen prüfen zu können (90 Prozent). Als dazu in der Lage betrachten sich zwei Drittel (68 Prozent).

Wissenslücken betreffen mitunter ganz praktische Fragen: So erklärten zwölf Prozent der Befragten, nicht zu wissen, wie sie Standorteinstellungen auf mobilen Geräten verändern können. Nur 43 Prozent trauen sich zu, zu erkennen, ob ein Wlan-Netz sicher ist; 41 Prozent sind sich beim Anpassen von Datenschutz-Einstellungen nicht sicher. “Die Überforderung durch Datenschutz ist hoch, unabhängig von Alter und Bildungshintergrund”, heißt es.

Für den “Kompass” wurden den Angaben zufolge 2.013 Personen im Frühjahr repräsentativ befragt. Gefördert wird das Projekt “Digitales Deutschland” vom Bundesfamilienministerium.