Trauerfeier für getöteten IS-Kämpfer in St. Pauli-Kirche

Er wuchs in Hamburg auf und radikalisierte sich. In Syrien kam er 2015 ums Leben. Jetzt nehmen Familie und Freunde mit einem Gottesdienst Abschied. Seine Mutter sagt: „Ich weine immer noch.“

Pastor Sieghard Wilm und Florence K., die Mutter des getöteten Florent
Pastor Sieghard Wilm und Florence K., die Mutter des getöteten FlorentThomas Morell

Hamburg. Mit einer christlich-muslimischen Trauerfeier soll am Freitag, 27. Mai, in Hamburg an den jungen IS-Kämpfer "Bilal" erinnert werden, der im Sommer vorigen Jahres in Syrien im Alter von 17 Jahren getötet wurde. Als Christin sei es ihr wichtig, ein Grab zu haben, wo sie Blumen hinbringen könne, sagt die Mutter Florence K. "Ich weine immer noch." Die Trauerfeier beginnt um 15 Uhr in der evangelischen St. Pauli-Kirche.
Sie freue sich, dass sie die Möglichkeit einer Trauerfeier bekomme, sagte die Mutter. Ihr sei "eine Last vom Herzen gefallen". Ein solche Abschiedsfeier sei auch für seine Freunde wichtig. Gestaltet wird die Trauerfeier von Pastor Sieghard Wilm und dem albanischen Imam Abu Ahmed Jakobi. Florent Prince N., wie er ursprünglich hieß, wurde als Christ getauft und ist später zum Islam konvertiert.

Vom IS getötet?

Florent ist in Kamerun geboren, als Kleinkind nach Deutschland gekommen und auf St. Pauli aufgewachsen. Er kam vermutlich mit 14 Jahren in Kontakt mit der radikalen Salafisten-Szene und konvertierte zum Islam. Im Mai vorigen Jahres reiste er mit einem gefälschten Pass nach Syrien aus, um für den "Islamischen Staat" zu kämpfen.
In Syrien ging ihm offenbar auf, wie wenig die Gegebenheiten vor Ort mit dem zu tun hatten, was ihm versprochen worden war. Er nahm daher in Rakka im Südwesten Syriens eine Audio-Botschaft auf, in der er den IS kritisierte. Kurze Zeit später war er tot. Anfang März wurde die Audio-Datei verbreitet. Der Verfassungsschutz hält es für möglich, dass er vom IS für seine Botschaft bestraft wurde.
Pastor Wilm selbst kannte Florent aus der Jugendarbeit. Er war mehrere Jahre lang ein Freund seines Pflegesohns und in der Gemeinde aktiv. Es gibt Fotos von ihm, wie er an der Fassade der St. Pauli-Kirche hinaufklettert. Es sei ihm wichtig, so Wilm, dass Christen und Muslime gemeinsam feiern, um deutlich zu machen, dass sie zu einem "Gott des Friedens" beten.

"Ein lieber Junge mit großem Herzen"

Sie sei auch stolz auf ihren Sohn, sagte die Mutter. Er habe mit seiner Botschaft andere junge Männer warnen wollen. Er sei auch ein "lieber Junge mit einem großen Herzen" gewesen. Sie habe noch mit ihm kurz vor seinem Tod in Syrien telefoniert. Sie hätten allerdings nicht über Politik gesprochen, sondern "als Mutter und Sohn". (epd)
Info
Einen Bericht über die Trauerfeier finden Sie hier.