Thüringer Chefredakteur: Döpfner beleidigt große Teile des Landes

Springer-Chef Döpfner steht nach seinen Chatnachrichten in der Kritik. Vor allem seine Sicht auf Ostdeutsche sorgt für Empörung. Der Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen spricht von Diffamierung.

Springer-Chef Mathias Döpfner weist Kritik an seiner Person ab
Springer-Chef Mathias Döpfner weist Kritik an seiner Person abImago / Chris Emil Janßen

Die von der Zeit enthüllten Äußerungen des Springer-Chefs Mathias Döpfner sorgen weiter für Wirbel. Jan Hollitzer, Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen, warf Döpfner die Diffamierung Ostdeutscher vor. FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki indes nannte die Veröffentlichung der Wochenzeitung rechtlich grenzwertig.

Die Zeit hatte Chatnachrichten und E-Mails Döpfners an den engsten Führungskreis des Unternehmens veröffentlicht. Darin heißt es unterem anderem: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“ Politiker wie der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) reagierten mit scharfer Kritik.

Döpfner diffamiert ganze Bevölkerungsgruppe

Hollitzer sagte dem Nachrichtenportal t-online: „Als ostdeutscher Springer-Mitarbeiter würde ich mir ernsthafte Gedanken machen. Für einen Chef mit einer solchen Einstellung zu arbeiten, kann nicht leicht sein.“ Er nannte die Wortwahl Döpfners erstaunlich. „Herr Döpfner diffamiert so eine ganze Bevölkerungsgruppe, er beleidigt einen großen Teil des Landes. Das ist eines so einflussreichen Medienmanagers unwürdig“, sagte der Journalist, der in Thüringen geboren wurde, in dem veröffentlichten Interview.

Döpfner reagiert auf die Kritik

In der Enthüllungsgeschichte der Wochenzeitung Die Zeit geht es neben Äußerungen zu Menschen aus Ostdeutschland unter anderem auch um Döpfners Kritik an der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie seine Haltung zu Klimapolitik, Migration und Islamismus. Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE wies die Kritik an seiner Person zurück, es handle sich um „aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel“. Er habe „natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“. Aber er sei „seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind. Der Erfolg der AFD beunruhigt mich.“

FDP-Politiker Kubicki: Leaks moralisch problematisch

Der FDP-Politiker Kubicki sagte dem digitalen Medienhaus Table.Media: „Abgesehen davon, dass ich es für rechtlich grenzwertig und für moralisch problematisch halte, private Nachrichten pressetechnisch zu verwerten, sehe ich keinen Handlungsbedarf in der Causa Döpfner.“ Die Berichterstattung sei womöglich „aus Gründen der Schaulust von Interesse“, vermutete er: „Politisch ist sie es nicht.“ Laut Zeit soll sich Döpfner vor der Bundestagswahl 2021 eine Berichterstattung zugunsten der FDP in der „Bild“-Zeitung gewünscht haben.

Der ehemalige sächsische FDP-Landeschef Holger Zastrow kritisierte hingegen die Nachrichten von Döpfner über Ostdeutschland als „peinlich“ und als „fatale“ Fehleinschätzung. Das sei eines Spitzenjournalisten unwürdig.