Thierse: Politik muss Hoffnung vermitteln

Die Politik ist nach Auffassung des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) angesichts multipler Krisen vor Herausforderungen gestellt, die so bisher noch nie da waren. „Einfache, flotte Lösungen gibt es nicht, auch wenn sie von Rechts versprochen werden“, sagte Thierse der „Bremer Kirchenzeitung“ (Osterausgabe), die am Wochenende erscheint. Trotzdem gelte: „Politik muss Hoffnung vermitteln, ohne falsche Versprechungen zu machen.“

Thierse sieht in diesem Zusammenhang auch die Kirchen gefordert. „Der christliche Glaube ist eine Quelle von Hoffnung und Orientierung in einer zerstrittenen Welt.“ Hoffnung machten auch die Demonstrationen gegen Rechts: „Ich finde es wunderbar, dass die sogenannte schweigende Mehrheit sichtbar wird.“ Nötig sei es zudem, mit den Wütenden und Enttäuschten ins Gespräch zu kommen, so schwer das sei: „Nur so lässt sich Demokratie im Alltag verteidigen.“

Wolfgang Thierse wurde am 22. Oktober 1943 in Breslau geboren und wuchs im thüringischen Eisfeld (Kreis Hildburghausen) auf. Zwischen 1998 und 2005 war er Präsident des Bundestages und damit der erste Ostdeutsche in einem Verfassungsamt. Danach war er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Parlament 2013 stellvertretender Bundestagspräsident. Der Katholik Thierse ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt seit DDR-Zeiten im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.