Theologin plädiert für inklusive Sterbebegleitung in Hospizen
Auch Menschen mit geistiger Behinderung sollten nach Ansicht der Münsteraner Theologin und Sozialpädagogin Sabine Schäper in die ehrenamtliche Hospizarbeit eingebunden werden. „Manche Fachkräfte oder auch Angehörige meinen, sie mit Themen wie Tod und Sterben verschonen zu müssen“, sagte Schäper dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der häufigste Sterbeort für Menschen mit geistiger Behinderung sei jedoch die Wohngruppe. „Das heißt, die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner begleiten sowieso, und deshalb sollen sie auch die Möglichkeit haben, sich zu qualifizieren.“
Schäper ist Projektleiterin des neuen Forschungsvorhabens „HospInk – Hospizbegleitung Inklusiv“ an der Katholischen Hochschule in Münster. Dort soll ein spezielles Fortbildungsprogramm entwickelt werden, das Menschen mit kognitiver Einschränkung befähigt, Sterbende am Lebensende zu begleiten. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird mit 237.000 Euro von der LWL-Sozialstiftung gGmbH gefördert, einer Tochtergesellschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).
Die Idee für die inklusive Fortbildung wurde aus einem Vorgängerprojekt mit der Berliner Humboldt-Universität und der Universität Leipzig entwickelt, das sich mit der palliativen Versorgung und hospizlichen Begleitung von Menschen mit geistigen und schweren Behinderungen befasste. Dabei hatte sich herauskristallisiert, dass Menschen mit kognitiven Einschränkungen durchaus konkrete Vorstellungen davon haben, wie ihr Lebensende aussehen soll.
Ihnen könne viel mehr zugetraut werden, als gemeinhin angenommen werde, berichtete Schäper aus Gesprächen mit Teilnehmenden der Studie. Das Projekt umfasste eine Online-Umfrage zu den Erfahrungen mit Sterbebegleitung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe mit rund 500 Menschen und vertiefende Workshops. Auch Menschen mit Behinderung wurden befragt.
Schäper und ihr Team wollen nun ein entsprechendes Bildungskonzept für Ausbildungseinrichtungen für Hospiz- und Trauerbegleitung erarbeiten. Dadurch ließen sich bestehende Angebote vor Ort ergänzen und inklusiver gestalten, sagte die Forscherin. Sie geht davon aus, dass bei der Ausbildung mehr mit Bildern gearbeitet werden muss. Auch die Methodik werde eine andere sein. „Die Inhalte können vermutlich eher über Rollenspiele und persönliche Erfahrungen vermittelt werden als durch theoretische Erklärungen“, erklärte die Professorin für Heilpädagogische Methodik und Intervention.
Ein wichtiges Element des Projekts ist laut Schäper die Vernetzung. Es gebe es bereits einzelne regionale Modellprojekte, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen. Mit ihnen wolle man sich austauschen und zugleich die inklusive Fortbildung in Hospizen allgemein stärker bekannt machen. Am Ende des Projekts soll ein Curriculum in verschiedenen Formaten stehen, in leichter Sprache zusammengefasst und zertifiziert. Auch ein Handbuch zum Thema ist geplant.