Der Theologe Matthias Reményi wirft der katholischen Kirche ein massives Umsetzungsproblem bei der Frauenweihe vor. Alle Argumente lägen vor, doch Rom verhindere Reformen aus Machtgründen und auf Kosten der Frauen.
Der Würzburger Theologe Matthias Reményi hat der katholischen Kirche in der Frage der Frauenweihe ein fundamentales Umsetzungsproblem attestiert. “Theologisch ist zu dem Thema längst alles gesagt”, sagte Reményi dem kirchlichen Portal “Kirche und Leben” am Freitag. Er betonte, beim Diakonat der Frau gebe es “kein Theologie-, sondern ein Rezeptionsdefizit”. Alle Argumente sprächen für die Einführung. Das Vorgehen Roms bewertet der Theologe als reine Machtfrage und als Ausdruck päpstlichen Unwillens. Aus seiner Sicht scheut die Kirche den Konflikt und nehme Diskriminierung von Frauen sowie ihren schleichenden Exodus in Kauf.
Reményi sagte weiter: “Meines Erachtens gilt das auch für die Priesterweihe der Frau.” Die Kirche habe die Pflicht, Frauen die sakramentale Weihe zu Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen zu ermöglichen, so der Theologe. Kein Traditionsargument könne einen fortdauernden Akt struktureller Diskriminierung rechtfertigen.
Kritik übt der Würzburger Fundamentaltheologe zudem am kirchlichen Verständnis von Synodalität. Der Begriff sei ideologieanfällig. Rom verweise darauf, dass zwar alle gehört würden und einige beraten dürften, die Entscheidungen würden jedoch allein von Papst oder Bischof getroffen. Diese strikte Trennung zwischen synodalem Erarbeiten und hierarchischem Entscheiden mache Synodalität systemstabilisierend, nicht erneuernd, so Reményi.
In den vergangenen Jahren fanden in der katholischen Kirche mehrere Gesprächsprozesse statt, die mit dem Thema Synodalität überschrieben waren. So unter anderem der Synodale Weg in Deutschland oder die Weltsynode in Rom. Dort gab es Gespräche zu möglichen Reformen der katholischen Kirche, unter anderem ihrer Leitung, der Rolle der Frau und der Sexualmoral.
“Im Übrigen halte ich das ständige Gerede, dass die Kirche nun einmal keine Demokratie sei, für eine einzige Peinlichkeit”, so Reményi weiter. Bischöfe sollten “dieses permanente Demokratie-Bashing” mit Blick auf die kirchlichen Strukturen unterlassen. Andernfalls seien “ihre so wichtigen Bekenntnisse zur parlamentarischen Demokratie als bestverfügbarer Staatsform” unglaubwürdig.
Für die Zukunft der Kirche sieht Reményi zwei Optionen: entweder eine autoritäre, gegenkulturelle Großsekte zu werden oder sich als offene, befriedende und menschenrechtliche Kraft in gesellschaftliche Konflikte einzubringen.
Reményi ist seit 2017 Professor für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg.