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Theologe: In Migrationsdebatte die Menschen im Blick haben

Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Martin Engels, mahnt, in der Debatte über Migration und Flüchtlinge die betroffenen Menschen im Blick zu haben. „Es geht immer wieder schlicht und ergreifend um Einzelschicksale und um Menschlichkeit“, sagte der Oberkirchenrat dem Evangelischen Pressedienst (epd). „In den politischen Diskussionen und dem Ringen um mögliche Lösungen geht das manchmal unter.“

Es gehe um Menschen „mit einem eigenen Gesicht, einer eigenen Geschichte und einem persönlichen Grund, sich auf den Weg nach Europa zu machen“, sagte der Theologe, der kürzlich mit Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags und kirchlichen Experten auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa gereist war, um sich vor Ort ein Bild vom Umgang mit der Flüchtlingszuwanderung zu machen.

Im vergangenen Jahr waren auf Lampedusa rund 42.000 Bootsflüchtlinge registriert worden, im Jahr zuvor waren es mehr als doppelt so viele. Die Insel hat gut 6.000 Einwohner. Sie fühle sich bei dem Thema alleingelassen, sagte Engels. Der Umgang mit Migration und Flucht müsse als gemeinsame europäische Aufgabe und Herausforderung verstanden werden.

Der Leiter des Evangelischen Büros in Düsseldorf warb für das Projekt humanitärer Korridore für besonders schutzbedürftige Menschen, das von der evangelischen Hilfsorganisation Mediterranean Hope ins Leben gerufen wurde. Vulnerable Gruppen könnten dabei legal nach Italien einreisen, ohne sich etwa durch eine Bootsfahrt über das Mittelmeer in Lebensgefahr zu bringen. Dieses Programm sei trotz mehrfacher Regierungswechsel in Italien unangetastet geblieben.

„Die Integration dieser Menschen durch die geplante Einreise gibt diesen humanitären Aufnahmeprogrammen ihr Recht“, sagte Engels. Es sei ein zahlenmäßig kleines Projekt, das aber deutlich mache, dass die bisherige Politik nicht alternativlos sei: „Die Grundidee dieser Korridore finde ich wegweisend, weil so die Menschlichkeit bewahrt wird, auch wenn nicht alles eins zu eins auf Deutschland übertragen werden kann.“