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Telefonseelsorge: Mehr Hilfe für Suizidgefährdete nötig

Die ökumenische Telefonseelsorge Pfalz in Kaiserslautern appelliert an Gesellschaft und Kirche, Menschen mit Suizidgedanken besser zu unterstützen. In krisenhafter Zeit nehme die Zahl von Menschen zu, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen wollen, sagten die katholische Leiterin Astrid Martin und der evangelische Leiter Peter Annweiler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer. Mit einem Aktionstag will die Telefonseelsorge am internationalen Welttag zur Suizidprävention am 10. September in Kaiserslautern das Thema Suizid besser in den Blick rücken. Geplant sind bei der Veranstaltung von 14 bis 18 Uhr im „Innovationszentrum 42“ Vorträge und Informationen über Initiativen und Selbsthilfegruppen.

Bei der Hilfe für Menschen mit Suizidgedanken gebe es „noch sehr viel Luft nach oben“, machten Martin und Annweiler deutlich. Die Gründe für den Wunsch junger und älterer Menschen, aus dem Leben zu scheiden, seien vielfältig: Einsamkeit und Depression, der Verlust von Job oder Gesundheit oder Beziehungsprobleme. Betroffene fielen oft in Depressionen, aus denen sie selbst nicht mehr herausfänden. Hier könne Suizidprävention helfen, wie sie die Telefonseelsorge mit ihren kostenlosen und anonymen Gesprächsangeboten per Telefon, E-Mail oder Chat leiste.

Gespräche könnten Menschen mit Suizidgedanken stärken und sie in ausweglos erscheinenden Situationen von einer „Kurzschlusshandlung“ abhalten, so Martin und Annweiler. Viele Betroffene könnten über ihre Gefühle nicht mit ihrer Familie oder Freunden sprechen – aus Angst, zurückgewiesen zu werden oder auf Unverständnis zu treffen. Für sie sei es wichtig, Menschen zu finden, die ihnen zuhörten, bei ihnen seien und ihnen ein Gefühl von Halt und Nähe gäben.

Mehr Angebote zur Suizidprävention und Schulungen für Mitarbeitende solle es etwa in Schulen, den Kirchen und Beratungseinrichtungen geben, sagte die Pädagogin Martin. Eine Stärke und Chance der Telefonseelsorge sei es, Menschen mit Suizidgedanken durch ihre niedrigschwelligen Angebote zu erreichen, ergänzte ihr Kollege Annweiler. Diese könnten offen und anonym über ihre Situation sprechen, ohne Ratschläge zu erhalten. Hilfreich für Menschen in Lebenskrisen und deren Angehörige sei auch die Handy-App „KrisenKompass“ der Telefonseelsorge.

Laut Statistischem Bundesamt sind 2023 rund 10.300 Menschen in Deutschland durch Suizid gestorben. Schätzungen gehen von weit mehr als 100.000 Suizidversuchen aus. Mehr als eine Million Menschen riefen vergangenes Jahr den Angaben zufolge bei der deutschlandweiten Telefonseelsorge an. Hinzu kamen 45.000 Kontakte per E-Mail und 39.500 per Chat. Bei der regionalen Telefonseelsorge Pfalz in Kaiserslautern engagieren sich mehr als 80 Ehrenamtliche.