Für Formen alternativer, ziviler Sicherheitspolitik wirbt eine internationale Tagung in Osnabrück. Angesichts der Globalisierung von Kriminalität und Kriegsführung sei es “höchste Zeit, unsere Strategien für Friedensprozesse zu überdenken, indem wir Sicherheit neu denken”, mahnte Marie-Noelle Koyara, ehemalige Verteidigungsministerin der Zentralafrikanischen Republik am Donnerstagabend in Osnabrück.
Unter anderem warb sie für mehr Beteiligung von Frauen und den Rückgriff auf traditionelle Formen der Konfliktlösung in Afrika. Wie wirkungsvoll dies sein kann, habe sich mehrfach gezeigt, so die Politikerin und Aktivistin. Derzeit ist Koyara Präsidentin des Nationalrats Aktive Gewaltfreiheit ihres Landes. Zudem seien bessere Polizei- und Justizarbeit eher in der Lage, Konflikte zu lösen, als das Militär.
So hält Koyara das Konzept der UN-Blauhelmsoldaten für überholt. “Diese Truppen sollen Frieden sichern. Aber welchen Frieden in einem Land, in dem Gewalt herrscht?” Da brauche es andere Ansätze. Sie hält daher eine Reform der Vereinten Nationen, vor allem des Sicherheitsrates, für dringend notwendig. Auch sollten sich die UN Ansätze alternativer Friedenssicherung stärker zu eigen machen.
Ralf Becker, Projektkoordinator der Initiative “Sicherheit neu denken” bei der Evangelischen Landeskirche Baden, warb ebenfalls für den Übergang von einer militärischen zu einer zivilen Sicherheitspolitik. Der Ukrainekrieg zeige, dass sowohl Russland wie der Westen mit ihren gewaltsamen Strategien scheiterten. In seiner Analyse zur Entstehung des Kriegs zeichnete Becker vor allem Fehler des Westens nach, die Spannungen zu Moskau verschärft hätten.
So hätten etwa nach dem Ende des Kalten Krieges die USA als erste damit begonnen, bereits 2001 und 2004 Abrüstungsverträge zu kündigen. Bereits im Jahr 2000 habe Washington das “Ziel militärischer Überlegenheit auf allen Gebieten” formuliert. Mit der konkreten Aussicht für Kiew, der Nato beitreten zu können, sei dann eine von Präsident Putin 2007 formulierte rote Linie überschritten worden.
Das Problem des russischen Imperialismus sehe er genauso, räumte Becker auf Nachfrage aus dem Publikum ein. Aber bei dieser Tagung solle es um Aspekte gehen, die sonst kaum genannt würden. Die Tagung “Der Frieden der Zukunft” geht noch bis Freitagabend. Organisiert wird sie von der Evangelischen Landeskirche Hannover, dem katholischen Bistum und der Universität Osnabrück sowie der Initiative “Sicherheit neu denken”.