1,5 Millionen Menschen besuchen regelmäßig die Tafeln in Deutschland. Auch wenn die Zahl leicht zurückgehe, seien die Tafeln am Limit, warnt der Vorsitzende. Mit Blick auf die Zukunft sieht er ein weiteres Problem.
Offenbar so viele Menschen wie nie engagieren sich bei den Lebensmitteltafeln in Deutschland. “Die Zahl der Engagierten ist in diesem Jahr erfreulicherweise um etwa 2.000 auf rund 77.000 gestiegen”, sagte der Vorsitzende von Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn, im Interview der “Neuen Osnabrücker Zeitung” am Freitag. Zugleich fehlten einem Drittel der Tafeln weitere Helferinnen und Helfer, um Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen.
Das liege etwa an zusätzlichen Aufgaben bei der Logistik oder an mancherorts verlängerten Öffnungszeiten von Lebensmittelausgaben, so Steppuhn. Die Lage sei weiterhin angespannt, rund 1,5 Millionen Menschen kämen regelmäßig zu den Tafeln. Etwa jede vierte Tafel habe eine Warteliste oder müsse einen Aufnahmestopp verhängen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das laut dem Tafel-Vorsitzenden zwar eine leichte Entspannung, “aber wir haben eine natürliche Grenze erreicht – viel mehr als heute ist bei den Tafeln nicht möglich”.
Eine weitere Herausforderung sei zudem eine sinkende Zahl von Spenden in Supermärkten, was auf Digitalisierung und nachhaltigeres Wirtschaften zurückzuführen sei. Steppuhn macht sich darüber hinaus Sorgen beim Blick in die Zukunft: “70 Prozent unserer Ehrenamtlichen sind über 63 Jahre alt. Es ist aber schwierig, jüngere Menschen als Helfer zu gewinnen. Und wir brauchen Menschen, die auch bereit sind, Leitungsfunktionen zu übernehmen”.
Daher fordert der Vorsitzende am Internationalen Tag des Ehrenamts von der Politik, das Ehrenamt attraktiver zu machen. “Wir brauchen ein ‘Recht auf Ehrenamt’, das es allen ermöglicht, sich auch im Arbeitsleben und in jeder Lebensphase zu engagieren.” Hilfreiche Maßnahmen könnten zudem eine kostenfreie Nutzung von Bus und Bahn oder eine bundesweit flächendeckende Ehrenamtskarte für Vergünstigungen im Alltag sein, schlägt Steppuhn vor.