Synode der westfälischen Landeskirche: Antworten, bitte!
Der Rücktritt von Annette Kurschus erschüttert die Kirche. Wie soll es weitergehen? In Westfalen findet ausgerechnet jetzt die Tagung der Landessynode statt – eine brisante Lage.
Paukenschlag: Innerhalb einer Woche wurde die evangelische Kirche erschüttert bis in die Grundfesten. Annette Kurschus ist zurückgetreten von ihren beiden Leitungsämtern. Als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war sie seit zwei Jahren die Repräsentantin der protestantischen Christinnen und Christen hierzulande, als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) seit 2012 leitende Theologin dieser Landeskirche.
Für die EKD ist das eine Herausforderung. Dort übernimmt im Rat Kirsten Fehrs den Vorsitz, die bisherige Stellvertreterin. Sie muss sehen, wie es weitergeht, bis eine neue Ratsvorsitzende oder ein neuer Ratsvorsitzender gewählt wird.
Folgen hat der Rücktritt von Kurschus aber vermutlich noch mehr für die westfälische Kirche. Und die könnten sehr viel weiter und tiefer reichen, als auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Weitreichende Folgen für die westfälische Landeskirche
Dort steht jetzt am Wochenende die Landessynode an, das Parlament der Evangelischen Kirche von Westfalen. Geplant ist eine kurze, straffe Tagung. Dem Vernehmen nach muss den Synodalen ein unerwartetes Millionen-Defizit nahegebracht werden, möglicherweise kann nicht einmal der Haushalt verabschiedet werden, so dass notwendige Investitionen auf Eis liegen würden. Die Aussprache zum Kurschus-Rücktritt soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
Und dann steht die Wahl eines der beiden Stellvertreter der Präses an, des Juristischen Vizepräsidenten, zuständig für Finanzen. Einziger Kandidat: der bisherige Amtsinhaber Arne Kupke.
Geleitet wird die Landessynode normalerweise von der Präses. Die steht nicht mehr zur Verfügung. Der Kirchenordnung nach springt jetzt der andere ihrer beiden Stellvertreter ein, der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter.
Eine heikle Gesamtsituation
Denn der Rücktritt von Annette Kurschus hat eine Vorgeschichte und ein Umfeld. Die bislang äußerst zurückhaltende Informationspolitik der Landeskirche lässt nur Raum für Ahnungen und Interpretationen. So deutet die FAZ in einem langen Artikel an, dass es massive Spannungen oder gar Verwerfungen in der westfälischen Kirchenleitung und im Landeskirchenamt gibt, und das seit Längerem.
Demnach soll der Theologische Vizepräsident auf „frühzeitige und transparente Kommunikation“ bei den Vorwürfen gegen Kurschus gedrängt haben. Der Juristische Vizepräsident habe sich aber mit der restriktiven Linie durchgesetzt, die mit dem Rücktritt von Kurschus jetzt gescheitert sei. Auch der zuletzt von Kirchenleitungs-Mitglied Michael Bertrams beschworene Eindruck, die Kirchenleitung „agiere geschlossen“ in der Causa Kurschus, sei unzutreffend, so die FAZ. Bertrams ist mittlerweile ebenfalls vom Leitungsamt zurückgetreten.
Mal schauen, welche Antworten es auf der Synode gibt – und wie die Synode darauf reagiert.