Suu-Kyi-Geburtstag im Gefängnis und Hilfsgüter für Vertriebene

In Myanmar hat seit 2021 eine Militärjunta das Sagen. Ob sie ihre Macht in absehbarer Zeit wieder verliert, lässt sich nicht sagen. Dabei leidet die Bevölkerung darunter.

Myanmars Botschafter bei den Vereinten Nationen, U Kyaw Moe Tun, hat in New York zusammen mit Landsleuten an den bevorstehenden Geburtstag der inhaftierten ehemaligen Regierungschefin Aung San Suu Kyi erinnert. “The Lady” – so ihr Spitzname – wird am 19. Juni 79 Jahre alt. Es ist der vierte Geburtstag, den Suu Kyi seit dem Militärputsch vom Februar 2021 im Gefängnis verbringt. Wegen einer Reihe angeblicher Straftaten wurde die Friedensnobelpreisträgerin in mehreren Prozessen vor Militärgerichten zu 33 Jahren Haft verurteilt.

U Kyaw Moe Tun wurde noch in der Regierungszeit von Suu Kyi zum UN-Botschafter ernannt. Ein Versuch der Junta in Myanmar, ihn durch einen anderen Diplomaten zu ersetzen, scheiterte bisher. Bei der UNO-Sondersitzung 2022 stimmte Tun als Vertreter Myanmars für eine Resolution, die Russland für seine Invasion der Ukraine verurteilte; eine Niederlage für das Militärregime von Myanmar, das politisch und militärisch eng mit Russland verbündet ist.

In Myanmar steht die Junta weiter militärisch unter Druck. Der bewaffnete Widerstand hat in Rakhine und Kachin weitere Gebiete erobert. Chit Seng, Myanmar-Expertin der Menschenrechtsorganisation Fortify Rights, warnt allerdings vor verfrühten Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Junta. Es sei schwer vorherzusagen, wann und ob die Junta stürzen wird, sagte die im Exil in Bangkok lebende Birmanin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In einem Nach-Junta-Myanmar wird Aung San Suu Kyi nach Ansicht von Seng aber keine aktive Rolle mehr spielen. “Obwohl sie von vielen weiter als Führungspersönlichkeit respektiert wird, ist ihr politischer Einfluss derzeit begrenzt. Darüber hinaus kann ihre Rolle beim Völkermord an den Rohingya nicht übersehen werden”, so die Expertin. Auch sei es “wichtig zu erkennen, dass die Menschen in Myanmar nach vorn schauen wollen, indem sie aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen”.

Unterdessen bombardierte die Junta in dieser Woche erneut ganze Dörfer. Auch werden ihr Massaker vorgeworfen. Für Schlagzeilen in myanmarischen Exilmedien und dem britischen Sender BBC sorgte vor allem die Grausamkeit von Junta-Truppen im Ort Byai Phyu nahe Sittwe, der Hauptstadt von Rakhine. 80 Menschen seien dort von Soldaten massakriert worden, heißt es. Mehr als 1.000 Einwohner des Ortes seien zwei Tage lange ohne Essen und Wasser unter freiem Himmel gefangen gehalten, Frauen und Dutzende Männer als angebliche Unterstützer der Rebellenmiliz “Arakan Army” (AA) grausam gefoltert worden. Chit Seng betont, es liege in der internationalen Verantwortung, dafür zu sorgen, dass solche Gräueltaten konsequent verfolgt werden.

In den ersten beiden Juni-Wochen musste das Militär laut Medienberichten auch in Kachin mit seinem hohen christlichen Bevölkerungsanteil militärische Niederlagen einstecken. Dafür verantwortlich sei die Kachin-Unabhängigkeitsarmee (KIA).

Die Lage ermöglichte offenbar auch Hilfslieferungen für Binnenvertriebene. Wie das unabhängige Nachrichtenportal Irrawaddy berichtet, erreichte in dieser Woche ein Konvoi mit Hilfsgütern die 60.000 Einwohner von Putao nahe der Grenzen zu Indien und China. Er stammt aus dem mehr als 300 Kilometer entfernten Myitkyina, der Hauptstadt von Kachin.

“Das war die erste Lieferung seit drei Monaten, in denen das Regime im März im Zuge von Kämpfen mit der Kachin Independence Army die Straße Myitkyina-Putao blockiert hat”, so Irrawaddy. Putao ist die nördlichste Stadt von Myanmar. In Sichtweite ist der Berg Hkakabo Razi, der zum Himalaya gehört und mit 5.881 Metern als der höchste Berg Myanmars gilt.