Sudanesen gefangen im Machtkampf zweier Generäle

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ist besorgt über den Konflikt im Sudan. Die Menschen seien gefangen im Machtkampf der Generäle, die seit Jahren die Menschenrechte missachten.

Südsudanesische Flüchtlinge fliehen vor Krieg und Hungersnot aus dem Südsudan nach Uganda
Südsudanesische Flüchtlinge fliehen vor Krieg und Hungersnot aus dem Südsudan nach UgandaImago / Joerg Boethling

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat sich besorgt über den Konflikt im Sudan geäußert. Die beiden beteiligten Parteien hätten „noch nie auch nur einen Funken Respekt für Menschenrechte gezeigt“, sagte die Horn-von-Afrika-Direktorin der Organisation, Laetitia Bader, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schwere Waffen seien in Wohnvierteln eingesetzt worden und Luftangriffe hätten zivile Ziele wie Krankenhäuser getroffen.

Auch in der Vergangenheit hätten sowohl die reguläre Armee als auch die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) Verbrechen verübt, etwa in der Krisenregion Darfur im Westen des Landes oder bei der Niederschlagung von Protesten der Demokratiebewegung. Dafür seien sie nie zu Verantwortung gezogen worden, kritisierte Bader.

Waffenruhe gescheitert

Im Sudan kämpfen die Armee und die paramilitärischen RSF-Einheiten um die Macht. Dabei stehen sich der Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan und der RSF-Befehlshaber Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“, gegenüber. Eine vereinbarte 24-stündige Waffenruhe scheiterte laut Medienberichten zunächst.

Im Oktober 2021 hatten die beiden Widersacher gemeinsam geputscht und eine zivil-militärische Übergangsregierung abgesetzt. Vergangene Woche war eine Frist zu Vorstellung eines Plans zur Rückkehr zur Demokratie verstrichen. In diesem Zusammenhang eskalierte der Konflikt laut Medienberichten unter anderem wegen des Streits über die Integration der „Rapid Support Forces“ in die Armee.

Verstärkt Soldaten rekrutiert

HRW-Expertin Bader sagte, die internationale Gemeinschaft sei sehr nachsichtig mit den Generälen umgegangen. Immer wieder habe man betont, dass eine Zusammenarbeit mit den Militärs nötig sei, um das Land zu stabilisieren. Der zivilgesellschaftlichen Bewegung sei in den diplomatischen Bemühungen zu wenig Gewicht gegeben worden. Dass die beiden Konfliktparteien aufeinandertreffen, sei vorhersehbar gewesen, sagte Bader. In den vergangenen sechs Monaten hätten beide Truppen verstärkt in Darfur Soldaten rekrutiert. Sie hätten sich auf die Eskalation vorbereitet, während international noch immer ein Abkommen angestrebt worden sei.

Nun seien die Menschen im Sudan gefangen im Machtkampf der Generäle, die schon seit Jahren die Menschenrechte missachteten, sagte Bader. Die internationale Gemeinschaft müsse mehr Druck auf die Generäle aufbauen. „Wir brauchen mehr als nur Worte. Es muss klare Strafen für die Angriffe auf die Zivilgesellschaft geben.“