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Das Foyer an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Eine Begegnungsstätte mit Tradition und Offenheit für Neues. Von Constanze Broelemann

Von Constanze Broelemann

Das „Foyer“ wirkt ein bisschen wie ein geheimer Ort. Zumindest ist es in dem Ensemble der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Bereitscheidplatz nicht auf den ers-ten Blick zu sehen. Momentan umringen bunte Weihnachtsmarktbuden die historische Berliner Kirche und nur bei genauem Hinsehen findet man den Eingang zum „Foyer“. „Seelsorge und Beratung“ steht in großen Lettern an der Haustür.

Hier arbeitet Carsten Schwarz. Er ist Pfarrer und Leiter des Foyers und kümmert sich gemeinsam mit seinem Kollegen Manfred Herbrechtsmeier und zwanzig Ehrenamtlichen um die Anliegen der Menschen. Institutionell ist das Foyer eine Einrichtung der missionarischen Dienste der Landeskirche. Und was genau ist nun im Foyer los? „Im Grunde genommen ist es eine Begegnungsstätte. Menschen kommen hierhin, um über Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen“, sagt Schwarz. Und das bereits seit 50 Jahren. Denn am 13. Dezember feierte das Foyer Jubiläum. Die große Bibliothek im Keller des Hauses erinnert noch an die Anfänge. „Man wollte sich auch intellektuell mit dem Glauben auseinandersetzen“, erzählt Schwarz.

Schnell wurde jedoch offensichtlich, dass Menschen auch aus ganz anderen Gründen ins Foyer kamen. „Einfach, weil es warm war.“ Die legendäre Hauswirtschafterin, Lissi Kühe, war so etwas wie die Mitbegründerin der Wohnungslosenhilfe: „Sie zog das Kostüm aus und den Kittel an“, sagt Schwarz, um Menschen in Not zu helfen. Ein ganzer diakonischer Arbeitszweig, die Wohnungslosenhilfe, ist im Foyer entstanden. Andere Hilfsprojekte wie Tabea, ein Verein für verwaiste Eltern, haben im Foyer ihre Ursprünge, genau wie der Verein Straßenkinder. Das bewegte Leben rund um den Bahnhof Zoo war zu West-Berliner Zeiten eine Art Seismograph für die Hauptstadt. Heute nutzen auch Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder die Narcotic Anonyms (Menschen, die Abhängigkeiten von Medikamenten/Drogen) haben, die Räumlichkeiten für ihre Treffen.

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