Stückl bringt Daniel Kehlmanns Roman “Lichtspiel” auf die Bühne
Das Münchner Volkstheater startet mit einem ambitionierten, vor allem auch politischen Programm in die Spielzeit 2024/25. Die Sparpläne der Stadt für die Kultur machen Intendant Christian Stückl aber größte Sorgen.
Der Spielplan des Münchner Volkstheaters hält für die Saison 2024/25 wieder einen bunten Strauß unterschiedlicher Neuinszenierungen bereit. Intendant Christian Stückl bringt unter seiner Regie am 24. Oktober erstmals Daniel Kehlmanns Roman “Lichtspiel” auf die Bühne. Sein Dramaturg Leon Frisch habe ihm das Buch hingelegt, und er sei davon sofort angetan gewesen, sagte Stückl bei der Präsentation des Programms am Freitag in München.
Erzählt wird die Geschichte von Georg Wilhelm Pabst, einem der erfolgreichsten Regisseure der Weimarer Republik. Dieser emigrierte Anfang der 1930er Jahre in die USA. Bereits sein erster Film floppte, sodass er sich entschloss, mit der Familie nach Nazi-Deutschland zurückzukehren. Dort erwartete ihn der Pakt mit dem Teufel. Es gehe um die Frage, wie sich ein Künstler in einem solchen System verhalte, wie politisch er sein dürfe, erläuterte Stückl.
Unter den weiteren, vorgesehenen Premieren sind gleichfalls Stücke, die sich damit auseinandersetzen, wie Menschen in einem politischen System manipuliert werden können oder wie eine willkürliche Herrschaft eines Autokraten aussehen kann. Dazu gehören Albert Camus’ “Caligula” (23. Januar 2025), “Faulender Mond” von Anais Clerc (31. Januar 2025) oder “Die Nashörner” von Eugene Ionesco (3. April 2025).
Ein laut Stückl “ganz wichtiges Stück” mit dem Titel “Offene Wunde” hat am 25. April seine Uraufführung. Tunay Önder und Christine Umpfenbach entwickeln diesen Theaterabend basierend auf Gesprächen mit Angehörigen der Opfer des Attentats auf das Münchner Olympia-Einkaufszentrums (OEZ) sowie mit Rechtsanwälten, Politikern und Mitarbeitern von Sicherheitsbehörden.
Am 22. Juli 2016 tötete ein Attentäter aus rassistischen Gründen neun junge Leute, danach richtete er sich selbst hin. Sieben der neun Todesopfer waren Muslime, eines Roma und eines Sinto. Ziel von Önder und Umpfenbach sei es, das gesellschaftliche Umfeld sichtbar zu machen, in dem Rassismus gedeihen könne und immer wieder tödlich ende. Erinnert werden solle damit an die Ermordeten, “die weiterleben, solange wir sie nicht vergessen.”
Sorgen bereiten Stückl die angekündigten Kürzungen der Stadt München für die Kultur, wie er sagte. Dabei spreche er nicht nur für sein Haus, sondern auch für die gesamte Theaterszene. Das Volkstheater sei bereit zu sparen, aber 2,9 Millionen Euro seien einfach zu viel. Personal- und Gebäudekosten müssten durch die Mittel der Stadt immer gedeckt sein, ansonsten sei es nicht zu schaffen. Das Volkstheater könne für die kommenden zwei Jahren auf Rücklagen zurückgreifen, um den fehlenden Betrag auszugleichen. Danach drohten möglicherweise Kündigungen.
Das Münchner Volkstheater hat das dritte Jahr im neu errichteten Haus hinter sich. Die Auslastung liegt den Angaben zufolge bei 80 Prozent. Die Eigendeckung sei gesteigert worden.