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Studie warnt vor gefährlichem Einfluss von KI

Eine Studie warnt, dass Künstliche Intelligenz wie ChatGPT den Wettbewerb und die Demokratie gefährdet. Die Technologie entwickle sich zu einer „algorithmischen Hand“, die von wenigen Konzernen gesteuert werde und die „unsichtbare Hand“ des freien Marktes ersetze, schreibt Anselm Küsters vom Centrum für Europäische Politik (Freiburg/Berlin) in einer am Dienstag veröffentlichten Arbeit. Er fordert daher neue Regeln und eine Stärkung der europäischen Souveränität.

KI-Sprachmodelle ersetzen laut Küsters zunehmend klassische Suchmaschinen. So gaben bei einer US-Umfrage 27 Prozent der Teilnehmer an, lieber mit KI-Modellen zu arbeiten, als beispielsweise mit Google zu suchen. Diese Entwicklung berge erhebliche Risiken, da die Modelle nicht neutral seien. Sie basierten auf Trainingsdaten aus dem Internet, die oft eine westliche und englischsprachige Perspektive überbetonten. Dies führe zu einer politischen Schlagseite und verstärke gesellschaftliche Stereotype.

Außerdem selektierten die Betreiber die Inhalte durch unsichtbare Regeln und „Sicherheitsfilter“. Diese Eingriffe schaffen der Studie zufolge eine Art private Zensur, die außerhalb demokratischer Kontrolle stattfindet. So könne die Antwort auf eine politisch heikle Frage je nach Anbieter und Region unterschiedlich ausfallen.

KI-Systeme zielen der Studie zufolge nicht mehr nur auf die Aufmerksamkeit der Nutzer ab, sondern steuern direkt deren nächste Handlung, etwa eine Kaufentscheidung. Ein solches System könne Wettbewerber gezielt benachteiligen und den Markt abschotten.

Für die Demokratie sind die Folgen ebenso gravierend. Als Beispiel wird ein von Moskau gesteuertes Netzwerk genannt, das massenhaft pro-russische Artikel verbreitet, um die Trainingsdaten von KI-Systemen zu vergiften. Zudem hätten Chatbots vor der Bundestagswahl 2025 teils falsche Informationen zu Wahlprozeduren geliefert.

Der Autor fordert einen neuen Regulierungsansatz. Die Wettbewerbsrechtlerin Viktoria Robertson wird mit der Forderung zitiert, dass Wettbewerbsbehörden Fälle stärker berücksichtigen müssten, „in denen mächtige Unternehmen das politische Terrain ohne jede demokratische Legitimation betreten“. Einerseits müssten deshalb bestehende EU-Gesetze wie der Digital Markets Act (DMA) und der AI Act konsequent angewendet werden. Die zuständigen Behörden benötigten dafür aber dringend mehr technisches Personal, um nicht in die Abhängigkeit der Konzerne zu geraten.

Andererseits seien neue Instrumente nötig. Dazu zählt eine Methode, die die Werte eines KI-Modells an demokratisch festgelegten Normen ausrichtet. Solche Normen könnten durch Bürgerversammlungen legitimiert werden. Europäische Investitionen in quelloffene und kleinere Sprachmodelle sollten die Abhängigkeit von US-Anbietern reduzieren und den Wettbewerb stärken. Das Zeitfenster für eine wirksame Regulierung schließe sich allerdings schnell, warnt Küsters. (1720/15.07.2025)